nd-aktuell.de / 19.02.2015 / Kultur / Seite 16

Traurigschön

Ulla-Lena Lundberg auf einer Insel im Norden

Mona Grosche

Örar ist nicht unbedingt ein Ort, in den man gerne aus Berufsgründen zieht. Windumtost und abseits der Schiffsrouten zwischen Finnland und Schweden, lebt eine kleine verschworene Gemeinschaft auf dem einsamen Archipel, bei der man auch nach 25 Jahren allenfalls den Status eines »Zugezogenen« erworben hat.

Dennoch empfangen die Bewohner den neuen jungen Pfarrer, seine Frau Mona und die kleine Tochter Sanna mit großer Herzlichkeit, als diese kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs dort eintreffen. Vor allem Petter Kummels unerschütterlicher Optimismus und seine unaufdringliche Art, den christlichen Glauben zu vertreten, verschaffen ihm und seiner kleinen Familie Sympathien bei den Insulanern.

Auch die Pfarrersfamilie fühlt sich bereits nach kurzer Zeit so wohl, dass sie am liebsten für immer ein beschauliches Inselleben führen möchte, dessen Alltag sie durch seine Einfachheit und seine Routinen geradezu bezaubert. Doch auch wenn ihr Glück perfekt scheint, bröckelt es doch bereits bei der Ankunft: Der hellsichtige Post-Anton hat zwar durchaus einen positiven Eindruck von den Neu-Insulanern, doch eine kleine, scheinbar bedeutungslose Begebenheit bei deren Landung lässt Zweifel in ihm aufsteigen, ob das alles ein gutes Ende nehmen wird …

Die Neuankömmlinge haben indes kein Ohr für die Warnungen seitens der uralten Mächte, die das Meer und das winterliche Eis ihrer rauen Umgebung beherrschen, und auch die schwelenden Konflikte zwischen den Inselbewohnern nehmen sie kaum wahr. Und so bahnt sich tatsächlich ein großes Unheil an, das zeigt, wie fragil das Glück in Wirklichkeit war. Ein nachdenklicher Roman, der mit leisen Worten von der Schönheit und Größe eines ganz normalen Menschenlebens erzählt.

Ulla-Lena Lundberg: Eis. Aus dem Schwedischen von Karl-Ludwig Wetzig. Mare Verlag. 528 S., geb., 24 €.