Von A wie Anis bis Z wie Zitronenmelisse

In Sachsen-Anhalt wachsen auf 1000 Hektar Gewürzpflanzen - es ist das drittgrößte Anbaugebiet Deutschlands

  • Sabine Fuchs, Bernburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Anis, Lavendel, Zitronenmelisse - Sachsen-Anhalt gilt als Gewürzkammer Mitteldeutschlands. Fachleute setzen inzwischen aber auch auf unbekanntere Gewächse.

Sachsen-Anhalt belegt nach Branchenangaben eine Spitzenposition beim Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen. »90 Prozent der Fläche für Majoran, Thymian und Kümmel in Deutschland liegen in Sachsen-Anhalt«, sagt der Vorsitzende des Vereins für Arznei- und Gewürzpflanzen Saluplanta, Wolfram Junghanns. Mit einer Fläche von gut 1000 Hektar sei Sachsen-Anhalt nach Bayern und Thüringen das drittgrößte deutsche Anbaugebiet für Gewürze in Deutschland.

Bundesweit würden auf rund 9000 bis 10 000 Hektar Gewürzpflanzen angebaut, so Junghanns. In Sachsen-Anhalt produzierten die Landwirte pro Jahr 2000 bis 3000 Tonnen Kräuter, bundesweit seien es 20 000 bis 30 000. Neben der Pflanzenpflege und dem Handel standen neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Mittelpunkt des 25. Winterseminars für Arznei- und Gewürzpflanzen, das in dieser Woche mit 200 Teilnehmern aus zehn Ländern in Bernburg stattfand. Thema war auch die Frage, wie die Anbauflächen in Deutschland vergrößert werden können. Nach Angaben des Bundesagrarministerium ist es das Ziel, den Anbau bis zum Jahr 2020 auf 20 000 Hektar auszuweiten. Unter anderem soll dies durch eine bessere Beratung der Landwirte möglich werden.

Auf der Tagung ging es auch um wiederentdeckte Pflanzen wie den Färberwaid. Jahrhundertelang sei es ruhig um den Färberwaid gewesen, so Junghanns im Vorfeld des Bernburger Seminars. Neue Forschungen hätten jedoch gezeigt, dass er zum Beispiel bei der Behandlung von Neurodermitis und anderer Krankheiten sehr hilfreich sein könne. Die Pflanze liefere zudem einen blauen Farbstoff, der in der Vergangenheit zum Färben von Textilien genutzt wurde. »Das gute Klima, die hervorragenden Böden und viel Fachwissen der ortsansässigen Landwirte haben Sachsen-Anhalt die Spitzenposition eingebracht«, betonte Junghanns. Bereits in der Mitte des vorigen Jahrhunderts sei das Land eine Hochburg im Gewürzanbau gewesen. Die wichtigsten Regionen seien Aschersleben, Cochstedt und Calbe. Förderlich für die »Gewürzkammer Mitteldeutschlands« seien auch hiesige Züchtungsunternehmen wie das Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg, ein Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen und die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Bernburg - laut Junghanns eine der führenden Landesanstalten für Gewürze in Europa.

»Der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen wird in Deutschland nicht gefördert«, sagt Junghanns. Die Betriebe könnten sich gegen die weltweite Konkurrenz, so aus China, Afrika und Südamerika, nur mit höchster Qualität durchsetzen. Der Fachmann, der von A wie Anis über L wie Lavendel bis Z wie Zitronenmelisse selbst auf 250 Hektar Pflanzen anbaut, nennt in diesem Zusammenhang das Beispiel Kümmel. 4000 Tonnen würden im Jahr in Deutschland verbraucht, 500 davon kämen aus Deutschland. Der deutsche Kümmel werde wegen seiner hohen Qualität fast ausschließlich an die Pharmaindustrie geliefert. Der Rest komme aus dem Ausland. dpa/nd

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