nd-aktuell.de / 20.02.2015 / Politik / Seite 8

Streik oder nicht Streik?

Passagiere bleiben im Ungewissen / Bahn hofft auf Einlenken der GDL

Frankfurt am Main. Ein neuer Streik der Lokführer bei der Deutschen Bahn (DB) steht noch nicht endgültig fest. Das Unternehmen versuchte am Donnerstag, die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) von ihrem Vorhaben abzubringen. »Ja, wir reden miteinander, wir sind in Kontakt«, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber. »Und wir werden uns bemühen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen, bevor wir ein Ergebnis haben«, ergänzte er. Zu Details der Gespräche sagte Weber nichts.

Die GDL-Spitzengremien hatten am Mittwoch die Fortsetzung des Streiks beschlossen, nannten aber noch kein Datum. Weber zeigte sich verhalten optimistisch: »Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Wir sind nah an einer Verständigung. Das müsste uns gelingen, wenn wir uns beide anstrengen.« Er wiederholte, dass es aus seiner Sicht für die GDL keinen Anlass gebe, »die Republik lahmzulegen«.

Die Lokführer der GDL hatten im Herbst sechsmal gestreikt und dabei die Dauer des Ausstands stets verlängert. Der Zugverkehr wurde bundesweit stark eingeschränkt. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnte vor großen Schäden für die deutsche Wirtschaft durch erneute Bahnstreiks.

Vor einer Woche erklärte die GDL die Tarifverhandlungen abermals für gescheitert. Zur Begründung hieß es, die Bahn sei von der Zusage von Dezember wieder abgerückt, dass die GDL eigenständig und unabhängig von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandeln dürfe. Weil die Bahn es ablehnte, ein Neun-Punkte-Papier mit den GDL-Positionen zu unterzeichnen, fasste die GDL den Streikbeschluss. Die Bahn will - im Gegensatz zur GDL - unterschiedliche Tarifregeln für ein und dieselbe Berufsgruppe vermeiden.

GDL-Chef Claus Weselsky sagte dem ZDF, seine Gewerkschaft werde »rechtzeitig« informieren. »›Rechtzeitig‹ ist davon abhängig, wann man mit einem Streik beginnt und wie lange der Streik ist, damit sich die Menschen darauf einstellen können«, sagte Weselsky.

Der Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn, Gerd Aschoff, sagte im Deutschlandfunk zur Streikankündigung: »Wir halten das nicht für angemessen.« Zwar sei wachsende Unzufriedenheit bei vielen Beschäftigten bei der Bahn mit angehäuften Überstunden, überfälligem Freizeitausgleich und nicht abgegoltenen Urlaubszeiten festzustellen, »aber wenn dann immer gleich gestreikt wird, ist es schwierig, zu einer Problemlösung zu kommen«. dpa/nd