Lokomotive der Geschichte?

  • Sonderzug nach Frankfurt am Main wird gechartert
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein bisschen Luxus muss sein: Am Vorabend des 18. März heißt es für die Berliner, Hannoveraner, Göttinger und andere Aktivisten, die entlang der Bahntrasse gen Süddeutschland wohnen: Es fährt ein Sonderzug nach Frankfurt! Statt die Demo-Teilnehmer wie bisher üblich in mehreren Bussen in die deutsche Finanzmetropole zu transportieren, hat das Blockupy-Bündnis zum anstehenden »Festtag des Widerstandes« in die Vollen gegriffen und einen kompletten Zug gemietet. Etwa 30 000 Euro kostet die Miete des außerplanmäßigen Gefährts, in dem immerhin 900 Aktivistinnen und Aktivisten Platz haben. Damit die Finanzierung funktioniert, ruft das Bündnis seine Fahrgäste dazu auf, nach Möglichkeit statt des verpflichtenden Fahrpreises von 30 Euro ein Soli-Ticket für bis zu 60 Euro zu kaufen.

Anlässlich einer politischen Aktion einen ganzen Zug zu mieten ist zwar ungewöhnlich, aber nicht ganz neu: 2007 hatte das globalisierungskritische Netzwerk attac gleich drei Sonderzüge aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz zu den Protesten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm fahren lassen.

Die Attraktivität dieser Bahnreise liegt allerdings nicht nur in den generellen Vorteilen des Transportmittels, bei dem der Passagier weder Stau noch Reise-Übelkeit zu fürchten hat, sondern auch in dem Veranstaltungsprogramm während der Fahrt: Von Blockupy geplante Diskussionen, ein Kulturprogramm sowie eine rollende Pressekonferenz sollen Fahrgäste auf die anstehenden Aktionen vorbereiten. Außerdem lernen sie sich kennen, können diskutieren und Erfahrungen austauschen, kündigt das Bündnisses an. So würde bereits der Weg nach Frankfurt zu einem politischen Ereignis.

Für die Rückfahrt ist im Übrigen eine Party im Zug geplant. Denn zwar sind laut Karl Marx Revolutionen die Lokomotiven der Geschichte - aber die müssen laut Emma Goldmann auch tanzbar sein.

Tickets für die Reise gibt es im Internet unter berlin.blockupy-frankfurt.org/anfahrt/

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