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Hendricks will Atommüll verteilen

Ministerin kritisiert Weigerung der Bundesländer zu Castor-Lagerung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Da sich unter den Bundesländern nicht genug Freiwillige für die Zurücknahme von Atommüll aus dem Ausland finden, will Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) die Castoren nun bundesweit unterbringen. Sie beabsichtige, die Behälter »auf verschiedene Standorte in einem bundesweit ausgewogenen Verhältnis« zu verteilen, erklärte Hendricks im »Tagesspiegel«. Sie habe ihre Mitarbeiter angewiesen, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten, fügte Hendricks hinzu. Sollte dies »nicht akzeptiert werden, liegt es allein bei den Unternehmen, ihrerseits zu erklären, wohin sie mit den Castoren in Deutschland wollen«.

Bei den Castoren geht es um 21 Behälter mit deutschem Atommüll, die ab 2017 aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield zurückgebracht werden sollen. Schleswig-Holstein hat die Aufnahme eines Teils der Behälter angeboten, besteht aber auf der Beteiligung auch weiterer Länder. Baden-Württemberg will fünf weitere Castoren zwischenlagern, die 2015 aus der französischen Atomanlage La Hague kommen.

Die Ministerin warf vor allem Hessen und Bayern vor, sich »vornehm« zurückzuhalten. Dies sei wenig einsichtig. »Schließlich gehörten sie jahrzehntelang zu den Hauptbefürwortern der Atomkraft und zu wesentlichen Verursachern des Mülls«, so Hendricks.

Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg schlugen sich auf die Seite der SPD-Politikerin. »Frau Hendricks' Schritt ist konsequent und richtig«, sagte der Kieler Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Sein Stuttgarter Kollege Franz Untersteller (ebenfalls Grüne) ergänzte: »Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass sich Bundesländer, die jahrzehntelang die Atomkraft unterstützt haben, einfach wegducken, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen.« Agenturen/nd

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