Totenschein statt Impfpass?

Kleinkind Opfer der Masernepidemie / Immunisierungspflicht in der Diskussion

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der akute Ausbruch der Masern hat ein erstes Todesopfer gefordert. Bereits am 18. Februar verstarb ein eineinhalbjähriger Junge aus Berlin-Reinickendorf an der Infektionskrankheit, teilte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Montag im Abgeordnetenhaus mit. Die Eltern der Kinder, die mit dem Kleinkind in Kontakt waren, seien informiert, hieß es. Der Junge war nicht gegen die Krankheit geimpft.

Aus Sicht des Berliner Senats mache der Fall des toten Kleinkindes deutlich, dass »sich alle impfen lassen müssen«, sagte Czaja. Insbesondere Erwachsene sollten ihre Impfungen durchprüfen lassen, da die sogenannte Kinderkrankheit für ältere Menschen schwerwiegende Folgen haben könne. Den Impfschutz bei Kindern in Berlin bezeichnete Czaja als »gut«, er liege bei 95 Prozent. Aktuell sind in der Hauptstadt über 500 Fälle von Masernerkrankungen bekannt. Es ist der größte Ausbruch der Krankheit seit vielen Jahren. Eine Schule im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg wurde wegen eines Krankheitsfalls geschlossen.

Der Tod des Kleinkindes in Berlin dürfte die aktuelle Debatte zu einer gesetzlichen Impfverpflichtung weiter befeuern. Erst am Wochenende hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Impfgegner angegriffen und ebenfalls dazu geraten, den Impfstatus überprüfen zu lassen und empfohlene Impfungen nachzuholen. Die »aktuelle Lage« nehme man sehr ernst, hieß es am Montag aus dem Bundesgesundheitsministerium, dennoch setze man erst mal auf Impfberatungen vor dem Kita-Eintritt und die Überprüfung des Impfstatus’. In der Hauptstadt sei eine »Pflicht zum Impfen« gesellschaftlich nicht durchsetzbar, erklärte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja. Der Widerstand dagegen sei zu groß, das habe die Debatte der vergangenen Wochen gezeigt. mkr Seite 2

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