nd-aktuell.de / 24.02.2015 / Politik

Drastischer Anstieg rassistischer Angriffe in Sachsen

Opferberatung RAA sieht Schuld bei Pegida-Demonstrationen

Um 90 Prozent sind die rassistischen Angriffe in Sachsen 2014 im Vergleich zu 2013 gestiegen. Die Opferberatung warnt: Besonders die Wintermonate mit Pegida-Aufmärschen wiesen viele Straftaten auf.

Dresden. Die Opferberatung RAA macht für eine Zunahme rassistischer Angriffe in Sachsen auch die islamfeindliche Pegida verantwortlich. Im Vergleich zu 2013 sei die Zahl der Fälle 2014 um fast 90 Prozent auf 162 gestiegen, vor allem in den letzten drei Monaten des Jahres, sagte Opferberaterin Andrea Hübler am Dienstag in Dresden. »Die Zunahme steht allem Anschein nach im Zusammenhang mit der zum Teil offen rassistischen Stimmung, die durch Anti-Asyldemonstrationen und Pegida erzeugt wurden.«

Insgesamt habe die Zahl rechtsmotivierter Gewalttaten 2014 - darunter fallen auch Angriffe auf Homosexuelle oder politisch Andersdenkende - nur leicht auf 257 zugenommen (2013: 223). 419 Menschen seien betroffen gewesen. Zumeist handelte es sich Hübler zufolge um Körperverletzungen (143 Fälle). Nötigungen, Bedrohungen und versuchte Körperverletzungen habe es in 107 Fällen gegeben.

Im Durchschnitt wurden fünf Angriffe und drei Körperverletzungen pro Woche verzeichnet. Die meisten Angriffe gab es demnach in den Großstädten Leipzig (57) und Dresden (48), gefolgt von Chemnitz (21) mit deutlichem Abstand. In den Landkreisen Bautzen und Nordsachsen habe es rassistisch motivierte Gewalttaten vor allem im Umfeld neuer Asylbewerberunterkünfte gegeben. Ein Schwerpunkt rechter Gewalt im ländlichen Raum sei auch der Erzgebirgskreis.

»Unsere Zahlen zeigen leider, wie gefährlich die derzeitige Stimmung in Sachsen gegen Asylsuchende ist. Die Hemmschwelle, Gewalt auszuüben, sinkt durch Hetze«, sagte Hübler. Menschen die in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung suchten, würden beleidigt, angefeindet und angegriffen.

Seit zehn Jahren berät die RAA in Sachsen Opfer rechter Gewalt. Als Tatmotive zählen die Beratungsstellen Rassismus, Homophobie und Antisemitismus sowie Angriffe, die sich gegen politisch Aktive, nicht Rechte, Menschen mit Behinderung und gegen sozial Benachteiligte richten. dpa/nd