nd-aktuell.de / 26.02.2015 / Politik / Seite 4

Sondergesandter

Personalie: Randy Berry

Olaf Standke

US-Außenminister John Kerry lobte dieser Tage seinen neuen Sonderbotschafter über den grünen Klee. Randy Berry sei ein »Motivator« und »Führer«, jemand mit »Visionen«. Und der Diplomat ist ein offen schwul lebender Mann, der sich nun auf internationalem Parkett für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT) einsetzen soll - »als Herz und Gewissen unserer Diplomatie«, so Kerry, entsprechend »unserer Verpflichtung, Menschenrechte weltweit voranzubringen«.

Auch dieser Posten ist eine Premiere, nachdem Barack Obama unlängst erstmals in einer präsidialen »Rede zur Lage der Nation« ausdrücklich auf die LGBT-Gleichstellung hingewiesen hat. Und wenn er das Wort bisexuell aussprechen könne, sagt Faith Cheltenham, Präsident der Organisation BiNet USA, dann dürfe man hoffen, dass es auch die ganze Welt kann. Doch noch immer gebe es zu viele Länder, in denen Menschen »bedroht, inhaftiert und verfolgt« würden - dafür, wer sie seien oder wen sie liebten, wie Außenminister Kerry betont. Das betrifft nicht zuletzt die islamische Welt.

Auch da scheint Berry, aufgewachsen auf der Familienfarm in Custer County (Colorado), Absolvent der University of Adelaide in Südaustralien und seit 1993 Angehöriger des Auswärtigen Dienstes, der ideale Mann zu sein: Der Karrierediplomat mit Erfahrungen von Neuseeland bis Uganda und zuletzt seit 2012 als Leiter des US-Generalkonsulats in Amsterdam, spricht neben Spanisch auch Arabisch. Über mangelnde Arbeit dürfte er in seiner neuen Funktion kaum klagen. Nach Angaben der Human Rights Campaign wird »gleichgeschlechtliches Verhalten« noch immer in 76 Ländern kriminalisiert, in zehn droht sogar die Todesstrafe. Aber eigentlich müsste sie schon zu Hause beginnen. Denn trotz aller gesetzgeberischen Fortschritte werden Homo-, Bi- und Transsexuelle auch in den USA weiter angefeindet und diskriminiert. Berry müsse froh sein, dass seine Ernennung nicht die Zustimmung des Kongresses braucht, sagen Experten. Denn dort gebe es viele schwulenfeindliche Republikaner.