Der erste Horst im All

Starkbier-Spektakel auf dem Münchner Nockherberg

  • Christoph Trost, München
  • Lesedauer: 2 Min.
Dass Bayern in anderen Sphären schwebt - das ist einer der Grundsätze der Politik im Freistaat. Beim traditionellen Starkbieranstich am Mittwochabend auf dem Nockherberg ging es jedenfalls hoch her.

Welch eine Schicksalsgemeinschaft! Ein Meteorit hat die Erde getroffen - und Angela Merkel, Horst Seehofer, Sigmar Gabriel & Co. sind an Bord eines Raumschiffs auf dem Weg nach »Neubavarien«.

»Ich, Horst Seehofer, werde nach meiner vorerst letzten Amtszeit 2018 der erste bayerische Ministerpräsident im All sein«, rief Seehofer vor dem Start in die überirdischen Sphären seinen Mitreisenden zu: »Auf zu neuen Sternen, auf zum Ursprung der CSU!« Spontane Reaktion von Markus Söder und Alexander Dobrindt, ebenfalls an Bord: »Zum Schwarzen Loch?«

Und dann schwebt sie dahin, die bunte Polittruppe, im Singspiel beim Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg. Planetenbewohner weisen sie ab, Ilse Aigner wird aufgefressen - wild geht es diesmal zu auf der Bühne. Und das nur, weil Seehofer zu Beginn einen zu kräftigen Schlag auf den Kopf bekam.

Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Autor Thomas Lienenlüke ließen ihrer Phantasie beim diesjährigen Starkbieranstich auf dem Nockherberg in München noch ein bisschen mehr freien Lauf als sonst schon. Und wieder schafften sie es am Mittwochabend, vor der kosmischen Kulisse Seitenhiebe auf die im Saal anwesende Politprominenz unterzubringen.

»Liebe Freunde, lieber Söder«, hebt Seehofer an. Und später irgendwann: »Ich hab überhaupt keine Raumanzüge - ich bin es gewohnt, im luftleeren Raum zu handeln.« Aigner muss wegen des Hickhacks um das bayerische Energiekonzept einstecken. Und immer wieder kommt zur Sprache: die Debatte um die Seehofer-Nachfolge, der ewige Wettstreit zwischen Söder, Aigner, Dobrindt & Co. Da hat ein Nockherberg-Besucher im übrigen einen gut gemeinten Rat: In der Pause sagt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne): »Ich red' einfach nicht über meine Nachfolger - man muss einfach so tun, als ging's ewig weiter.«

Zu Beginn überzog die Kabarettistin Luise Kinseher als »Mama Bavaria« die Politprominenz mit Hohn und Spott. Über Seehofer sagte sie: »Viele in der CSU sagen ja: Lang macht er es nimmer. Es wird uns nur so vorkommen.« Auch hielt sie dem Regierungschef Wankelmütigkeit vor. Der sage in Abwandlung eines Luther-Zitats ja immer: »Ich stehe nirgends und kann immer anders.« Kinseher lästerte aber auch über aktuelle und ehemalige Kronprinzen und -prinzessinnen. Zu Finanzminister Markus Söder (CSU) etwa sagte sie: »Viele sagen ja, Dir steigt der Ruhm schon in den Kopf - Platz genug wär da.« Auch auf die Opposition hatte sie es abgesehen, vor allem auf die SPD. Sie sprach deren bayerische Spitze kurz an - und sagte: »Weiteratmen - dann haben wenigstens eure Lungen Inhalt.« dpa/nd

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