Im Märchenwald von Falun

Österreichs Gruber gewinnt seinen ersten Einzeltitel, Rydzek stürmt von Platz 17 aufs Podest

  • Christoph Leuchtenberg und Erik Roos, Falun
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Sprungbeste war auch nach zehn Kilometern Erster im Ziel: Bernhard Gruber gewann das erste WM-Gold für Österreich in Falun. Johannes Rydzek lief wie entfesselt.

Nach einer Aufholjagd für die Geschichtsbücher konnte Johannes Rydzek sein Glück kaum fassen. »Das ist wie im Traum. Ich träume immer noch«, stammelte der Shootingstar der deutschen Kombinierer, nachdem er in der WM-Entscheidung von der Großschanze von Platz 17 zu Bronze gestürmt war: »Ich weiß gar nicht, was hier abgeht. Genial, ein Märchen!«

Nach Gold von der kleinen Schanze und im Team war es die dritte Medaille des 23 Jahre alten Allgäuers in Falun und vielleicht die eindrucksvollste. Während sich der Österreicher Bernhard Gruber vor dem Franzosen Francois Braud (11,9 Sekunden zurück) den Sieg sicherte und das Team Austria mit dem ersten Titel in Schweden erlöste, rollte Rydzek mit einer abermals außergewöhnlichen Laufleistung das Feld von hinten auf.

In einem von tückischen Seitenwinden geprägten Springen war Rydzek zunächst hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hatte sich 51 Sekunden Rückstand auf Sprungsieger Gruber eingehandelt. Frenzel hatte als Sechster und bester Deutscher 24 Sekunden Rückstand. In der Loipe bildete dann der Franzose Jason Lamy Chappuis mit Landsmann Braud und Gruber eine dreiköpfige Spitzengruppe, eine gute halbe Minute hinter dem Trio entstand nach zwei Kilometern eine große Verfolgergruppe um Frenzel, Rydzek und Tino Edelmann. Auf der Schlussrunde ließen Gruber und Braud ihren Mitstreiter Lamy Chappuis stehen. Der Österreicher machte dann letztlich seinen ersten großen Einzelsieg perfekt.

»Ich bin superhappy«, sagte Rydzek, der im Sprint um Bronze den Norweger Magnus Moan niedergekämpft hatte und 14,9 Sekunden hinter Gruber lag. »Was der Richie da für einen Endspurt abgezogen hat, war feinste Sahne«, schwärmte Bundestrainer Hermann Weinbuch: »Jetzt haben wir zweimal Gold und einmal Bronze. Bei jedem Rennen waren wir auf dem Stockerl, Hut ab vor der Mannschaft.«

Mit einer Enttäuschung endete indes auch der zweite Einzelwettbewerb für Olympiasieger Eric Frenzel. Nach Platz sieben von der Normalschanze reichte es diesmal für den Titelverteidiger nur zu Platz neun. Läuferisch konnte der 26-Jährige nicht mit Rydzek mithalten. »Er hat ein bisschen seine Form verloren«, meinte Weinbuch. Frenzel teilte sich den neunten Platz mit dem zeitgleichen Tino Edelmann (+31,5), Fabian Rießle wurde Zwölfter, Björn Kircheisen kam nicht über Platz 23 hinaus.

Rydzek hat nun in Falun wie bei seinem WM-Debüt 2011 in Oslo drei Medaillen gewonnen, damals wurde er jeweils Vizeweltmeister. Eine vierte könnte am Samstag im Teamsprint folgen. Den Riesenrummel nach seinem Doppelschlag von Falun steckt er anscheinend mühelos weg. »Ich hatte versucht, den Trubel nach den beiden Goldmedaillen nicht zu sehr an mich heranzulassen, habe mich ein wenig davon abgekapselt«, sagte er. SID/nd

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