Friedrich deklassiert Bob-Konkurrenz

Bei der Weltmeisterschaft in Winterberg finden die deutschen Bobsportler zu gewohnter Klasse zurück

  • Thomas Weitekamp, Winterberg
  • Lesedauer: 3 Min.
Bei ihrer Heim-WM in Winterberg gelang den deutschen Bobfahrern am Sonntag ein Doppelsieg im Zweierbob. Francesco Friedrich siegte mit Anschieber Thorsten Margis vor Johannes Lochner.

Die Titelverteidigung wurde zur Machtdemonstration, und die Olympia-Schmach war für einen Moment vergessen: Francesco Friedrich hat bei der Heim-WM in Winterberg die hohen Erwartungen deutlich übertroffen und sich mit vier Laufbestzeiten erneut zum Weltmeister im Zweierbob gekrönt.

»Danke an alle, die uns unterstützt haben«, sagte Triumphator Friedrich, »mit dieser Dominanz hätte ich nie gerechnet. Ich hatte eine Hundertstelsekundenentscheidung erwartet.« Bundestrainer Christoph Langen war ebenfalls begeistert: »Das war sensationell, wie die das gemacht haben. Ich bin sprachlos.«

Ein Jahr nach der Niederlage der deutschen Bobs in Sotschi fuhr der 24-Jährige Friedrich die Konkurrenz in Grund und Boden. Hinter Triumphator Friedrich machte WM-Debütant Johannes Lochner völlig unerwartet den ersten deutschen Doppelsieg seit 2008 (Andre Lange/Thomas Florschütz) perfekt.

Zeitgleich mit Gesamtweltcupsieger Oskars Melbardis (Lettland) lag der Stuttgarter am Ende sage und schreibe 1,06 Sekunden hinter Friedrich. Junioren-Weltmeister Richard Oelsner (Riesa) wurde mit Eric Franke Neunter direkt vor Nico Walther (Riesa) und Marko Hübenbecker.

Francesco Friedrich, 2013 in St. Moritz jüngster Weltmeister der Geschichte, war als deutscher Hoffnungsträger in die Eisbahn gegangen. Als Favoriten allerdings galt Melbardis. Der Lette hatte den nacholympischen Winter bislang klar dominiert. Doch auf der vertrauten Bahn im Hochsauerland ließ Friedrich seinem Kontrahenten trotz wechselnder Witterungsbedingungen von Beginn an keine Chance. Schon nach zwei Läufen am verschneiten Freitag betrug der Vorsprung fast eine halbe Sekunde, »das war eine Kampfansage«, sagte Friedrich und am Sonntag legte der frühere Leichtathlet im dritten Durchgang mit Streckenrekord sogleich nach.

»Der dritte Lauf ist der wichtigste, da haben wir noch einmal richtig einen rausgehauen«, sagte Friedrich, der den Vorsprung im vierten Lauf nur noch ins Ziel bringen musste. Und dies in weltmeisterlicher Manier auch tat.

In Winterberg zeigte der Weltmeister wieder alle Stärken, die auch in Zukunft für die ganz großen Erfolge sorgen könnten. Am Start gehört er zu den schnellsten Piloten der Welt, an den Lenkseilen wird Friedrich immer präziser, und Nerven zeigte der 24-Jährige bei den entscheidenden Läufen erneut nicht.

Seine WM-Form hatte er zwar erst spät in dieser Weltcup-Saison gefunden, in den Wochen vor Winterberg zeigte der Trend jedoch steil nach oben. Insgesamt drei Weltcup-Siege fuhr er ein. Ein Jahr nach den ersten Spielen ohne deutsche Bob-Medaille seit 50 Jahren ist Friedrichs WM-Triumph nun eine wichtige Bestätigung für den deutschen Verband.

Am Samstag hatten Anja Schneiderheinze (Erfurt) und Cathleen Martini (Oberbärenburg) bereits Silber und Bronze bei den Frauen geholt. An der dominanten Amerikanerin Elana Meyers Taylor führte allerdings kein Weg vorbei. SID

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