nd-aktuell.de / 04.03.2015 / Politik / Seite 4

Halbe Spitze

Sabine Boeddinghaus ist ein Teil der neuen Fraktionsdoppelspitze der LINKEN in Hamburg

Volker Stahl

»Sabine Boeddinghaus ist eine blitzgescheite Politikerin, die ihre Worte punktgenau einsetzen kann«, ist in einem Hamburger Internetportal über die neue Co-Fraktionschefin (neben Cansu Özdemir) der LINKEN in der Hamburgischen Bürgerschaft zu lesen. Eigenschaften, die der 1957 geborenen Erziehungswissenschaftlerin helfen dürften, die Wogen nach dem Streit um die Fraktionsspitze wieder zu glätten.

»Unzufriedene meutern! LINKE mobben Chefin raus«, kommentierte die »Bild«-Zeitung die Demontage ihrer Vorgängerin Dora Heyenn, die als Spitzenkandidatin bei der Bürgerschaftswahl respektable 8,5 Prozent geholt hatte - und dann als Fraktionschefin abgesägt wurde. »Zuviel Personenkult«, hieß es auf dem Rathausflur. Boeddinghaus argumentiert geschickter: »Dora Heyenn hat ihren Anteil am guten Wahlergebnis, ist aber nicht allein dafür verantwortlich. Wir haben alle bei Schnee und Regen Wahlkampf gemacht.«

Früher hat die verheiratete Mutter von fünf Kindern an Ständen Kugelschreiber und Luftballons für die SPD verteilt, für die sie von 2004 bis 2008 in der Bürgerschaft saß. Sie kämpfte für die »Schule für alle«, musste aber bald feststellen, dass das SPD-Parteiprogramm in diesem Punkt nicht mit der politischen Realität korrespondierte. 2010 trat sie der LINKEN bei, zog für die Partei in die Bezirksversammlung Harburg ein und war dort zuletzt Fraktionschefin.

Wer mit der Bildungsexpertin spricht, darf mit klaren, manchmal etwas kiebigen Antworten rechnen. Auf die Frage, ob sie zu den sechs Abgeordneten zählt, die sich gegen Heyenn stellten und damit deren Austritt aus der Fraktion provozierten, reagiert sie unwirsch: »Eine geheime Wahl bleibt geheim!« Boeddinghaus spricht lieber über Inhalte als über Personalfragen. Sie wolle das soziale Profil der Partei weiter schärfen, die Jugendhilfe stärken, die Schuldenbremse hinterfragen: »In meiner Zeit als Bezirksabgeordnete in Harburg habe ich erfahren, was es bedeutet, wenn einem sozialen Träger 10 000 Euro gestrichen werden. Da geht es ums Überleben.«