Kultur im Visier der IS-Vandalen

Archäologisch wertvolle Stätten in Irak werden systematisch zerstört

  • Lesedauer: 2 Min.
International wächst die Besorgnis über den kulturzerstörenden Feldzug der Dschihadisten gegen die Archäologiezentren in Irak.

Bagdad. Nach der Zerstörung antiker Kulturschätze im irakischen Mossul haben die Dschihadisten der Organisation Islamischer Staat (IS) ihr Zerstörungswerk in der historischen Ruinenstadt Nimrud fortgesetzt. Nach Angaben des irakischen Tourismusministeriums und der Antikenverwaltung begannen die Extremisten am Donnerstag damit, die wertvollen Ruinen der assyrischen Stadt mit Planierraupen zu zerstören. Die UNESCO verurteilte die Zerstörungen am Freitag als »Kriegsverbrechen«.

IS-Kämpfer hätten die »historische Stadt Nimrud gestürmt und begonnen, sie mit Planierraupen zu zerstören«, teilte das Ministerium für Tourismus und Antiquitäten mit. Ein Vertreter der Antikenverwaltung bestätigte die Angaben. Das Ausmaß der Zerstörung in der Ausgrabungsstätte sei noch unklar. Demnach wurden auch Lastwagen vor Ort gesichtet, die womöglich zum Abtransport von Kunstgegenständen verwendet wurden. Die Extremisten stehen im Verdacht, ihre Operationen teilweise durch den Verkauf von archäologischen Fundstücken aus Grabungen und Museen zu finanzieren.

»Die absichtliche Zerstörung von Kulturerbe ist ein Kriegsverbrechen«, erklärte die Direktorin der UN-Kulturorganisation UNESCO, Irina Bokova, in Paris. Alle politischen und religiösen Führer der Region müssten deutlich machen, dass es keine Rechtfertigung für diese Zerstörungen geben könne. Außerdem habe sie den UNO-Sicherheitsrat und den Staatsanwalt des Internationalen Strafgerichtshofs angerufen. Die Dschihadisten zerstörten »systematisch das jahrtausendealte irakische Erbe«.

Nimrud liegt in Nordirak am Ufer des Tigris rund 30 Kilometer südöstlich von Mossul. Die im 13. Jahrhundert vor Null gegründete Stadt gehört zum wertvollsten Erbe der assyrischen Ära. Gemäß der extremen Interpretation des Islam der Dschihadisten sind Götterbilder und Heiligengräber verboten, da nichts außer Gott selbst angebetet werden dürfe. So hatten die Extremisten bereits die Zerstörung antiker Statuen im Museum von Mossul und am Eingang der Ausgrabungsstätte von Ninive begründet.

»Es tut mir leid, das zu sagen, aber wir haben das alle befürchtet«, sagte der irakische Archäologe Abdulamir Hamdani von der Stony Brook Universität in New York zu den jüngsten Zerstörungen. Der Plan der Islamisten sei es, »das irakische Erbe zu zerstören«. Nach den Zerstörungen in Mossul vor einer Woche hatten sich Experten besorgt gezeigt, dass die Extremisten weitere archäologische Stätten wie Nimrud oder Hatra attackieren. »Hatra wird sehr sicher die nächste Stätte sein«, so Hamdani. Die antike Stadt liegt 100 Kilometer von Mossul entfernt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vorderasien-Experte Reinhard Bernbeck von der Freien Universität Berlin sprach im Deutschlandradio Kultur von einem »unersetzlichen Verlust«. AFP/nd

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