Eisbrecherin für China

Karin Cecilie Kullmann Five

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Als das norwegische Nobelpreiskomitee 2010 den Friedensnobelpreis an den chinesischen Systemkritiker Liu Xiaobo verleiht, hat Karin Cecilie Kullmann Five die Entscheidung »von ganzem Herzen mitgetragen«. Das versicherte die 63-Jährige jetzt in Oslo kurz nachdem sie den bisherigen Vorsitzenden Thorbjørn Jagland als Vorsitzenden des unabhängigen Gremiums abgelöst hat. Die Konservative Five hat die Entscheidung mitgetragen - der Sozialdemokrat Jagland hatte den Preis immer offensiv verteidigt. Five weiß genau um solche Feinabstufungen im politischen Vokabular: Von 1977 bis 1979 war sie die erste Frau an der Spitze der Jugendorganisation der Konservativen, von 1981 bis 1997 hatte sie einen Parlamentssitz im Stortinget, dem norwegischen Parlament, inne. Handelsministerin wurde sie 1990, Vorsitzende der konservativen Partei ein Jahr später - der Aufstieg endete 1993 mit einer Niederlage bei den Parlamentswahlen gegen die sozialdemokratische Amtsinhaberin Brundtlandt.

Five gab den Parteivorsitz ab, zog sich 1997 aus der Parteipolitik zurück - ihre Arbeit unter anderem im Vorstand von Statoil (2002 bis 2007), dem größten norwegischen Gas- und Ölunternehmen, blieb jedoch politisch. Ebenso ihre Arbeit im Nobelpreiskomitee, in dem sie seit 2003 sitzt. Das macht unter seinem Vorsitzenden Jagland ab 2009 mit umstrittenen Preisvergaben an Obama und die EU von sich reden.

Five verteidigt diese Entscheidungen, den Nobelpreis 2010 trägt sie mit. Seit dieser Verleihung liegen die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Norwegen und China de facto auf Eis. Five kann jetzt die Eisbrecherin werden, Wirtschaftskreisen war der weit weniger diplomatische Jagland lange ein Dorn im Auge. Auch politische Gegner betonen ihre Qualifikation. Ein weiterer Schritt, um die norwegisch-chinesischen Beziehungen zu kitten? Schon 2014 verweigerte die amtierende konservative Ministerpräsidentin Erna Solberg - wie Five eine Konservative - dem Dalai Lama bei einem Oslo-Besuch einen offiziellen Empfang.

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