nd-aktuell.de / 13.03.2015 / Kommentare

Neuer Chef, neues Konzept

Bernd Kammer über die neue Schloss-Debatte

Es gibt noch Baustellen in Berlin, die funktionieren. Und die sich sogar im Zeit- und Kostenplan befinden. Der Schlossneubau ist solch ein seltenes Exemplar. Bei vielen nicht gerade beliebt, aber der Baufortschritt kann sich sehen lassen. Im April soll bereits der erste barocke Zierrat an den Beton gepappt, im Juni dann Richtfest gefeiert werden.

Aber allmählich vertieft sich der Eindruck, als möchte Berlin da noch ein bischen bremsen, auch wenn das (leider) ziemlich spät wäre. Im vergangenen Jahr jagte der Kultursenator den Schlossfans einen gehörigen Schreck ein mit der Ankündigung, aus der Finanzierung des 590-Millionen-Euro-Projekts aussteigen zu wollen. Die 4000 Quadratmeter Fläche der ZLB sollte den Ausstellungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zugeschlagen werden. Der Kultursenator hieß damals Klaus Wowereit. Doch der Bund ging darauf nicht ein.

Jetzt gefällt Wowereits Nachfolger die ZLB-Dependance im Schlossneubau nicht mehr. Wie Michael Müller im Abgeordnetenhaus bekannte, hat ihm die Lichtinstallation zum Mauerfall-Jubiläum im vergangenen Jahr so imponiert, dass er solche geschichtlichen Ereignisse gern auch im Schloss beleuchtet hätte. Womöglich durch das Berliner Stadtmuseum.

Nichts gegen die Berliner Geschichte - aber bisher galt gerade die Kombination von Museum, Bibliothek und Veranstaltungsort als künftiges Highlight in der Berliner Mitte. Also neuer Kultursenator - neues Konzept? Warum nicht, wenn es denn rechtzeitig vorgelegen hätte. Aber im Sommer soll bereits der Innenausbau des Schlosses beginnen. Statik, Haustechnik, Raumaufteilung - alles ist auf die Bibliotheksnutzung ausgelegt. Dafür, wohin nachträgliche Planänderungen führen, gibt es in Berlin abschreckende Beispiele.