nd-aktuell.de / 13.03.2015 / Kultur

»Intransparente, unzulässige Quersubventionierungen«

Privatsender kritisieren Recherche-Team von NDR, WDR und SZ

Hamburg. Der Privatsender-Verband VPRT greift den Rechercheverbund von NDR, WDR und »Süddeutscher Zeitung« (SZ) an. Gegen den Verbund sei eine Rechtsaufsichtsbeschwerde bei der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen eingelegt worden, berichtete das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« am Freitag vorab aus seiner neuen Ausgabe. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) wollte den Bericht auf epd-Anfrage nicht kommentieren.

Die Aktivitäten der ARD-Anstalten seien vom öffentlich-rechtlichen Funktionsauftrag nicht gedeckt und verzerrten den privaten Wettbewerb zugunsten der SZ, erklärte der Verband laut »Spiegel« in dem Beschwerdeschreiben. Die Kooperation biete »konturlosen Spielraum« für »intransparente, unzulässige Quersubventionierungen«. Der Beitragszahler müsse dafür aufkommen, dass die SZ Rechercheleistungen der Sender erhalte.

In der »Tagesschau« werde der Rechercheverbund hervorgehoben, ohne dass dies zum Sendungsinhalt beitrage, monierte der VPRT laut Bericht. Die Leistungen zwischen den Partnern seien nicht ausgeglichen, weil WDR und NDR ein weitaus größeres Korrespondentennetzwerk unterhielten als die SZ. Die Nennung etwa in der »Tagesschau« sei ein geldwerter Werbeeffekt für die SZ.

In dem Rechercheverbund, der seit Anfang 2014 von dem früheren »Spiegel«-Chefredakteur Georg Mascolo geleitet wird, arbeiten Journalisten aus Hörfunk- und Fernsehredaktionen sowie aus der SZ-Redaktion zusammen. Unter anderem gehören Mitarbeiter der TV-Magazine »Monitor« und »Panorama« dazu.

Die Veröffentlichungen des gemeinsamen Verbunds haben bereits mehrfach große Beachtung gefunden. Dazu zählen der Besuch bei dem ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden in Moskau und die sogenannten Offshore-Leaks-Berichte zu den Auslandsgeschäften der chinesischen Führung.

Kritik an dem Verbund hat unter anderem der Chefredakteur der Wochenzeitung »Der Freitag«, Jakob Augstein, geäußert. Die SZ profitiere in erheblichem Maß von den Ressourcen des NDR und habe dadurch einen Vorteil gegenüber anderen Zeitungen, sagte er im Sommer vergangenen Jahres. NDR-Intendant Lutz Marmor verwies hingegen darauf, dass die Juristen des NDR den Verbund als rechtlich zulässig bezeichnet hätten. Mit der Kooperation solle der investigative Journalismus weiter nach vorn gebracht werden, sagte Marmor. epd/nd