nd-aktuell.de / 16.03.2015 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

Nach einem Spaziergang hatte Herr Mosekund einen kleinen Becher Kaffee gekauft und auf einer Parkbank Platz genommen. Als der Kaffee ausgetrunken war, blieb Herr Mosekund noch ein Weilchen in der Sonne sitzen, den Pappbecher in der Hand. Ein Passant warf eine Münze hinein. Herr Mosekund schaute ihm verdutzt nach, der Mann rief: »Man könnte sich wenigstens bedanken!« - »Ich habe doch gar nicht gebettelt«, erwiderte Herr Mosekund. »Das war mir nicht entgangen«, erklärte der Mann, »aber so kommen Sie zu nichts.« - »Ich will ja zu gar nichts kommen«, antwortete Herr Mosekund. »Genau das ist das Schlimme«, sagte ein zweiter Passant und legte eine Münze in den Becher, »dass bei solchen Leuten irgendwann keinerlei Antrieb mehr da ist.« - »Lassen Sie doch mal den Mann in Ruhe«, mischte sich ein dritter Passant ein und warf ein paar Münzen in den Becher, »der hat es doch schon schwer genug!« - »Was heißt hier solche Leute?« rief ein vierter Passant und steckte einen kleinen Schein in den Becher, »das ist eine unzulässige Verallgemeinerung.« Nach einiger Zeit hatte sich im Rahmen einer lebhaften Debatte mit zahlreichen Teilnehmern der Becher bis zum Rand gefüllt. Herr Mosekund entfernte sich unauffällig und dachte: »Beim nächsten Mal nehme ich einen Becher Größe XXL.«