Mehr Konflikte denn je

Friedensforscher legen Kriegsbilanz 2014 vor

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Nigerias Armee hat dieser Tage weitere strategisch wichtige Städte von der Terrorgruppe Boko Haram zurückerobert. In den vergangenen Jahren sind bei Anschlägen der Miliz vor allem im Nordosten des Landes etwa 13 000 Menschen ums Leben gekommen. Aber längst hat die Gruppe weitere Staaten wie Kamerun oder Niger in das Kriegsgeschehen hineingezogen. Boko Haram, der Name bedeutet »Westliche Bildung ist Sünde«, ist so Beispiel für eine Tendenz der weltweiten Kriegsentwicklung, auf die das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung mit seinem am Mittwoch vorgelegten »Conflict Barometer 2014« hinweist.

Wie auch die Dschihadistenmiliz »Islamischer Staat« (IS) bestimmten zunehmend nicht staatliche Gruppen die gewaltsamen Konflikte, deren Zahl im Vorjahr zugenommen hat: 424 erfassten die Friedensforscher, zehn mehr als 2013 und damit die höchste Zahl, seit das »Barometer« 1992 zum ersten Mal erschien. 46 davon wurden aufgrund des massiven Einsatzes organisierter Gewalt und ihrer gravierenden Folgen als »hochgewaltsam« eingestuft; 21 erreichten die höchste Intensitätsstufe eines Krieges. 20 waren es zuvor. Konflikte fänden dabei immer häufiger losgelöst von staatlichem Machstreben statt, so Jason Franz, einer der Autoren des »Konfliktbarometers«. Mehr noch, es werde das Staatssystem selbst infrage gestellt.

Erstmals seit Georgien 2008 sei mit der Ukraine-Krise auch wieder Europa Schauplatz eines Krieges. Die schlimmste Gewalt aber erschütterte der Studie zufolge mit jeweils neun Kriegen die Nahost-Region sowie den afrikanischen Kontinent südlich der Sahara. Wie in den vergangenen Jahren sei der Krieg in Mexiko zwischen Drogenkartellen und Regierung der einzige, der nicht aus ideologischen Gründen oder der politischen Macht wegen, sondern primär aus profitorientierten Interessen geführt worden sei.

Im Mittleren Osten habe der syrische Bürgerkrieg durch den Islamischen Staat, der ein Kalifat ausrief, eine neue Qualität erhalten, betont der Heidelberger Report. Die Terrormiliz führe sowohl Krieg gegen die Regierung in Damaskus als auch gegen Teile der Opposition und die Kurden im Norden. Im benachbarten Irak erobere sie Gebiete im Westen und Nordwesten des Zweistromlandes. Inzwischen hat sich auch Boko Haram zum IS bekannt und ihm die Treue geschworen.

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