Grundschullehrer sehen sich benachteiligt

Gewerkschaft kritisiert ungleiche Bezahlung

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Veränderung der Lehrerbesoldung in Schleswig-Holstein, die im kommenden Jahr auf der Agenda steht, ist logische Konsequenz auf die Veränderung der Lehrerausbildung, die im nördlichsten Bundesland nur noch zwischen Grundschullehrern und Lehrern weiterführender Schulen unterscheidet. Die landesweit rund 6000 Grundschulpädagogen fühlen sich ungerecht behandelt, sollen sie doch weiterhin weniger verdienen als die Kollegen an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen, obwohl das Studium mit zehn Semestern gleich lang angelegt ist. Der Protest wird jetzt verstärkt an die Öffentlichkeit getragen.

Schulministerin Britta Ernst (SPD) will künftigen Gemeinschaftsschullehrkräften das Gehalt von Gymnasiallehrern, nämlich A 13, bezahlen, ein durchschnittliches Plus von über 350 Euro brutto. Diese Verbesserung soll den Grundschulpädagogen vorenthalten werden, denn diese sollen bei der bisherigen A 12-Eingruppierung verbleiben. Für Ernst ist der Fall einfach: Überall in Deutschland gilt für die Grundschullehrer eine A 12-Besoldung, da wolle man in Schleswig-Holstein nicht als erstes Bundesland mit einer Hochstufung ausscheren.

Das verlangt aber die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die von einer Ungleichbehandlung spricht, von mangelnder Wertschätzung und eine Geschlechterdiskriminierung ausmacht, weil rund 90 Prozent der Betroffenen Lehrerinnen sind. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit lautet die GEW-Forderung. Unmut herrscht insbesondere auch bei den früheren Grund- und Hauptschullehrern, die mittlerweile an einer Gemeinschaftsschule unterrichten und dort für Schulabschlüsse sorgen, denn sie sollen nach dem nun vorgelegten Referentenentwurf aus dem Ministerium erst nach fünf bis acht Jahren in die besser gestellte Vergütungsstufe A 13 rutschen, und das nur bei zu erbringenden Weiterqualifizierungen. Die vorhandene Berufserfahrung genießt speziell bei dieser Lehrergruppe eine derartige Geringschätzung, dass die Vermutung naheliegt, dass allein ökonomische Beweggründe die unter SPD-Regie geführte Landesregierung bei ihren Plänen leiten. Der GEW-Landeschef Matthias Heidn spricht von einem Zweiklassensystem der Besoldung, weil an Gemeinschaftsschulen unterschieden werden soll, ob jemand ein oder zwei Fächer auf dem Niveau der Sekundarstufe II studiert hat.

Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) will wie SPD-Landeschef Ralf Stegner den Vorwurf einer Missachtung der Grundschulpädagogen nicht gelten lassen. Ihre Botschaft lautet: Problem erkannt, aber die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel fehlen. Die Gewerkschaft behält sich vor, bei Inkrafttreten der vorgelegten Besoldungspläne juristische Schritte einzuleiten. Bis es so weit ist, will man die Öffentlichkeit sensibilisieren und speziell den Elternvertretern die eigenen Argumente vortragen. Der Protestanfang wurde mit einer Kundgebung anlässlich des SPD-Landesparteitages in Neumünster gemacht, zu der knapp 400 GEWler aus ganz Schleswig-Holstein anreisten. Am Freitag steht das Thema auf der Tagesordnung des Landtags.

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