Einlaufverbot für russische Korvette

Kieler Woche soll ohne die »Boiky« stattfinden

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 2 Min.

Bereits im Vorjahr ging der Daumen runter, in diesem Jahr ist es nicht anders: Die russische Marine bekommt aus dem Auswärtigen Amt keine Erlaubnis, in deutsche Hoheitsgewässer einzulaufen, um - so wie 30 andere Marineverbände - die Kieler Woche zu besuchen. Die findet vom 20. bis zum 28. Juni statt und versteht sich als ein Festereignis mit dem Ziel der Völkerverständigung.

Mitte November war aus dem Kieler Rathaus eine Einladung an die russische Marine herausgegangen. Seitens der russischen Botschaft kam daraufhin grünes Licht. Doch angesichts der weltpolitischen Großwetterlage kommt von der Bundesregierung ein kategorisches Nein. Wie bereits im vergangenen Jahr, als die Korvette »Boiky« der Baltischen Flotte wieder von der Kieler Woche ausgeladen wurde, löst die Vorgabe aus Berlin vor Ort Unverständnis aus.

Schleswig-Holsteins SPD-Landeschef Ralf Stegner wünscht sich, dass die Entscheidung aus dem Hause seines Genossen Frank-Walter Steinmeier noch nicht das letzte Wort ist. Auch FDP-Landtagsfraktionschef Wolfgang Kubicki geht nicht konform: Wer aufhöre miteinander zu reden, der werde irgendwann womöglich wieder aufeinander schießen, lautet seine Befürchtung.

Klaus-Hinrich Vater, Präsident der Industrie und Handelskammer (IHK) Kiel, heißt die russischen Marineangehörigen ausdrücklich willkommen. Er plädiert in Krisenzeiten für einen Beitrag, der der Öffentlichkeit ein funktionierendes und friedliches Miteinander im Ostseeraum vermittelt. Hans-Peter Bartels (SPD), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Bundestags, widerspricht: Ohne Frieden in der Ukraine gebiete es sich derzeit nicht, mit russischen Streitkräften zu feiern.

Die LINKE in Kiel spricht sich grundsätzlich gegen die sich jährlich wiederholende Militärschau im Kieler Tirpitzhafen aus, egal aus welchen Staaten die Marineschiffe kommen. Immerhin wird Russland auf dem Wasser bei der traditionellen Windjammerparade vertreten sein. Das Segelschulschiff »Sedov«, auf den Weltmeeren in ziviler Funktion unterwegs, ist dafür bereits angemeldet.

Als Botschafter seines Landes muss nun Michail Gorbatschow herhalten. Der frühere sowjetische Staatschef erhält von der Stadt Kiel, dem dort angesiedelten Internationalen Institut für Weltwirtschaft und der IHK am 21. Juni den undotierten Weltwirtschaftlichen Preis überreicht. Auch die Städtepartnerschaft zwischen Kiel und Sowetsk soll weiter aktiv gestaltet werden. Daher reist auch eine Besucherdelegation aus der Region Kaliningrad zur Kieler Woche.

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