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Kritik am Lehrplanwerk

  • Sybille Gurack
  • Lesedauer: 2 Min.
An diesem Freitag ist die letzte Gelegenheit, sich am Online- Anhörungsverfahren zum neuen Rahmenlehrplan der Klassen 1 bis 10 in Berlin und Brandenburg zu beteiligen.

Letzte Chance, Einfluss auf das neue Lehrplanwerk zu nehmen, bietet der Bildungsserver Berlin-Brandenburg. Der Rahmenlehrplan wird im Anschluss an die Anhörungsphase auf Grundlage der Rückmeldungen überarbeitet und zum Schuljahr 2016/17 wirksam.

Auch im katholischen Schulzentrum Bernhardinum in Fürstenwalde (Oder-Spree) ist der neue Rahmenlehrplan Thema - in Elternversammlungen, auf der Elternratssitzung, der Schulkonferenz, im Lehrerkollegium und in den Elternhäusern wurde er diskutiert. Schulleiter Gerhard Eichin appelliert an alle Eltern, sich an der Online-Befragung zu beteiligen.

Der Schulleiter hat wesentliche Einwände zum Rahmenlehrplan. Vor allem sieht er den Verzicht auf chronologische Wissensvermittlung im Fach Geschichte kritisch. Ziel des Unterrichts solle doch die Entwicklung eines historischen Bewusstseins sein. Stattdessen werde beabsichtigt, Trendthemen zu behandeln. Auch vermisst Eichin verbindliche Aussagen zur religiösen und kulturellen Erziehung, zur Förderung der Kreativität und zur Rolle der Eltern.

Dem schließt sich Ute van den Bruck, stellvertretende Elternratsvorsitzende und Mutter einer Gymnasiastin, an. Zwar diene das Projekt der Entschlackung der Lehrpläne. »Nur, so funktioniert es nicht«, sagt sie. Wenn Geschichte nicht nach Zeitstrahl unterrichtet werde, sei fortführender Fachunterricht nicht möglich.

Acht Niveaustufen würden eingeführt, nach denen die Lehrer dann zu bewerten hätten. Das erfordere, so van den Bruck, eine Reform der Lehrerbildung. Auch die Zusammenfassung von Geschichte, Geografie und politischer Bildung zum Fach Gesellschaftswissenschaften in Klasse 5 und 6 sieht sie kritisch. Zwar spare der fächerübergreifende Unterricht Lehrer, jedoch würden die dadurch fachfremd eingesetzt. Und dann würden sich diese Fächer in den Klassen 7 bis 10 wieder splitten.

Doris Zimmermann unterrichtet Sachkunde an der Fürstenwalder Grundschule »Theodor Fontane«. Aus ihrer Sicht bietet der Entwurf zu wenig Struktur. »Der Plan ist für Kinder der 4. Klasse politisch völlig überladen. Zehnjährige sollen die Wende verstehen. Wie sollen sie das verstehen, wenn sie die Geschichte davor überhaupt nicht kennen?«

Die Vorsitzenden der Landesverbände der Geschichtslehrer von Brandenburg und Berlin, Günter Kollende und Peter Stolz, setzen sich dafür ein, dass »der Geschichtsunterricht in beiden Ländern nicht den Bach herunter geht«. Dabei werden sie von allen anderen Landesverbänden unterstützt. Ihr Ziel ist es, das Rahmenlehrplan-Projekt zumindest für das Fach Geschichte zu verhindern. In einer Stellungnahme des Verbands der Geschichtslehrer heißt es, »die Konkretisierung für das Fach Geschichte ist widersprüchlich, weit weg von der Realität, schulrechtlich sehr bedenklich und fachwissenschaftlich nicht nachvollziehbar«.

bildungsserver.berlin-brandenburg.de

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