Messer in den Frauen
Frank Castorf inszenierte in Hamburg »Pastor Ephraim Magnus« von Hans Henny Jahnn
Von Hans-Dieter Schütt
Wir fürchten uns, am Tische Platz zu nehmen, wo das Leben mit Behagen seine eigenen Herzstücke verspeist. Wir kleben lieber Treueherzen. Wir ekeln uns vor dem Hauch des Giftigen, das unseren Bestrebungen nach Güte und Glauben entweicht. Gift, das uns den Atem nimmt - der doch nur so tut, als sei er frei. Die Kunst hat Namen für das, was wirklich Freiheit wäre, gefährlichste Freiheit. De Sades Peitschenlust oder Baudelaires böse Blumen. Batailles Ekel bleibt gegenwärtig wie Artauds Grausamkeit; Buñuels Widerlichkeiten sickern unsterblich herein wie Genets Perversitäten und Hrdlickas gerissenes Fleisch; Dante und Bosch und Rodins Höllenstürzler sind uns nahe, just da, wo wir uns dagegen wehren. Das ist Kunst, die uns dazu bewegen will, das Gleichgewicht zu verlieren und durch rohe, rünstige, ruchlose Bilder in jenes Höhlensystem der Räusche einzutreten, in dem ein neuer Schwerpunkt gültig wird. Jenseits unserer so g...
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