Die Venusuntergänge verspäten sich

Sonne, Mond und Sterne im April

  • Hans-Ulrich Keller, Stuttgart
  • Lesedauer: 4 Min.
Wer Merkur noch nie mit eigenen Augen gesehen hat, bekommt im April eine gute Chance. Er ist nicht der einzige Hingucker: Vom 16. bis 25. tauchen die Sternschnuppen des Lyridenstromes auf.

Zwei helle Planeten dominieren im April den Abendhimmel: Venus und Jupiter. Eine Viertelstunde nach Sonnenuntergang kann man Venus hoch am Westhimmel ausmachen. Venus erklimmt die nördlichsten Bezirke des Tierkreises und passiert dabei das Goldene Tor der Sonnenbahn, das von den beiden Sternhaufen Plejaden und Hyaden gebildet wird. Die Venusuntergänge verspäten sich, aber es wird auch immer später dunkel. Anfang April geht Venus 23.20 Uhr unter, zu Monatsende eine halbe Stunde nach Mitternacht.

Jupiter im Sternbild Krebs ist nach Mond und Venus das hellste Gestirn am Nachthimmel. Mit Einbruch der Dunkelheit erblickt man ihn bereits hoch am Südhimmel. Vom Morgenhimmel verabschiedet sich Jupiter. Anfang April versinkt er 5.20 Uhr unter dem westlichen Horizont, Ende April bereits halb vier Uhr morgens.

Mars ist allenfalls mit einem lichtstarken Fernglas in den ersten Apriltagen abends knapp über dem Westhorizont zu erspähen. Merkur dagegen bietet im letzten Aprildrittel die beste Abendsichtbarkeitschance des Jahres. Am leichtesten ist Merkur vom 26. April bis 6. Mai zu finden. In der Abenddämmerung hält er sich tief am Westhimmel auf. Merkur ist der sonnennächste Planet und rast in nur drei Monaten einmal um die Sonne. Um seine Achse dreht er sich einmal in 59 Tagen. Ein voller Sonnentag auf Merkur dauert 176 irdische Tage.

Mit knapp 4900 Kilometer Durchmesser ist Merkur kleinster Planet unseres Sonnensystems. Keine Lufthülle schützt ihn vor den Strahlen der Sonne. Er ist der Planet mit den größten Temperaturschwankungen. Am Merkurtag erhitzt sich das Oberflächengestein auf 427 Grad Celsius, in der Merkurnacht sinkt die Temperatur auf minus 183 Grad.

Die Merkurbahn weicht am stärksten von allen Planetenbahnen von der Kreisform ab. Merkur kommt der Sonne bis auf 46 Millionen Kilometer nahe, im fernsten Bahnpunkt trennen ihn 70 Millionen Kilometer vom Zentralgestirn. Die Merkurbahnellipse dreht sich im Raum. Eine volle Rotation dauert 225 800 Jahre. Dies ist etwas kürzer als nach der klassischen Himmelsmechanik zu erwarten. Die Ursache fand Albert Einstein vor hundert Jahren, als er seine Allgemeine Relativitätstheorie entwickelte: Die gewaltige Masse der Sonne krümmt den Raum in ihrer Umgebung.

Saturn im Sternbild Skorpion geht im April immer früher auf und wird allmählich zum Planeten der gesamten Nacht. Am 1. steigt der Ringplanet eine halbe Stunde nach Mitternacht über die südöstliche Horizontlinie. Am 30. geht er bereits um halb elf Uhr abends auf.

Vom 16. bis 25. April tauchen die Sternschnuppen des Lyridenstromes auf. Wie der Name sagt, scheinen sie dem Sternbild Leier zu entströmen. Tatsächlich liegt der Radiant oder Ausstrahlungspunkt in der Leier sieben Grad südwestlich von Wega, dem hellsten Stern in der Leier. Um den 22. flammen rund 20 Meteore pro Stunde auf, darunter einige helle Exemplare, sogenannte Boliden oder Feuerkugeln. Die Lyriden sind Objekte mit Geschwindigkeiten um 50 km/h. Sie sind Bruchstücke des Kometen »C/1861 G1-Thatcher«, der einmal in 415 Jahren die Sonne umrundet.

Am 4. tritt um 14.06 Uhr die Vollmondphase ein. Der Ostervollmond wandert von 12.15 bis 15.45 durch den Kernschatten der Erde, es ereignet sich eine totale Mondfinsternis. Da sie mittags stattfindet, kann sie von Deutschland aus nicht beobachtet werden: Sie ist beobachtbar im pazifischen Raum und Australien.

Am Abend des 4. April sieht man den Vollmond im Sternbild Jungfrau nahe dessen Hauptstern Spica. Neumond wird am 18. um 20.57 Uhr erreicht. Einen Tag zuvor kommt der Mond mit 361 020 Kilometer in Erdnähe. Zweimal im April passiert er seinen erdfernsten Bahnpunkt: Am 1. trennen ihn 406 010 Kilometer von uns, am 29. sind es 405 080.

Am Fixsternhimmel steht gegen 23 Uhr der Große Wagen hoch über uns. Mit ihm lässt sich leicht der Polarstern finden, der die Nordrichtung weist. Hoch am Westhimmel sieht man die Sternenketten der Zwillinge mit ihren hellsten Sternen Kastor und Pollux. Im Nordwesten funkelt die gelbe Kapella im Fuhrmann, einer der drei hellsten Sterne des Nachthimmels. Im Süden schreitet der Löwe durch die Mittagslinie. Tiefer im Süden erkennt man das Sternentrapez des Raben. Dem Löwen folgt im Südosten die Jungfrau. Hell blinkt am Osthimmel der orange Arktur im Sternbild Rinderhirt, während tief am Nordosthimmel die bläuliche Wega aufsteigt. Die Sonne klettert immer höher. Am 19. tritt sie morgens in das Sternbild Widder und zieht am 25. südlich an seinem Hauptstern Hamal vorbei. Am 20. passiert sie mittags den Anfangspunkt des Tierkreiszeichens Stier. Die Tageslänge nimmt im April um eindreiviertel Stunden zu. dpa/nd

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