nd-aktuell.de / 31.03.2015 / Politik / Seite 4

Gutsverwalter

Personalie: Mathias Döpfner

Simon Poelchau

Es sei »natürlich eine naheliegende Versuchung, sozusagen in mir eine Art Wiedergeburt von Axel Springer zu sehen«, soll Mathias Döpfner einst von sich gesagt haben. Doch er sei es nicht. Axel Springer sei absolut einzigartig. Sich selbst sieht der Musikwissenschaftler und Chef des Springer-Verlages als »Gutsverwalter«, mit der Aufgabe, den Verlag »so gut wie möglich zu führen«.

Zu dieser Aufgabe gehört es offenbar auch, ab und an mal einen Nebenjob anzunehmen. Bisher war der 52-jährige Journalist vor allem in Kontrollgremien anderer Medienkonzerne wie Time Warner oder B.Z. Ullstein tätig. Nun zieht er am ersten April in den Aufsichtsrat des britischen Telekommunikationskonzerns Vodafone ein. »Mathias Döpfner ist einer der führenden Visionäre der globalen Medienindustrie, der sein Geschäft mit großen Erfolg in den digitalen und internationalen Märkten positioniert hat«, begründete Vodafone-Chef Gerard Kleisterlee, warum man sich den gebürtigen Bonner mit ins Boot geholt hat.

In der Tat hat Döpfner in seiner nunmehr 13-jährigen Amtszeit als Konzernchef den Springer-Verlag von Grund auf umgekrempelt. Weil die Auflagen der einstigen Flaggschiffe »Bild« und »Welt« zurück gehen - bei der »Bild« seit der Jahrtausendwende um knapp zwei Millionen Exemplare - setzt Döpfner mehr und mehr auf den digitalen Bereich. Mittlerweile macht der Verlag über die Hälfte seines Gewinns über das Internet.

Döpfners Arbeitgeberin und Axel-Springer-Witwe Friede Springer scheint diese Strategie zu gefallen. Sie ist nicht nur Patentante von Döpfners zweitem Sohn. Zu ihrem 70. Geburtstag im Jahr 2012 schenkte sie dem Manager auch zwei Prozent des Konzerns. 74 Milliarden Euro war der Anteil damals wert. Das ist Grund genug für Döpfner, die Interessen des Verlages nicht aus den Augen zu lassen. Dabei kann sein neuer Posten helfen. Eine Kooperation mit einem Mobilfunkanbieter könnte Springer schließlich ganz neue Vertriebskanäle eröffnen. Vielleicht erhalten ja alle Vodafone-Kunden bei der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft eine Gratis-»Bild« per SMS.