nd-aktuell.de / 02.04.2015 / Politik / Seite 6

Privatblitzer leider nur ein Aprilscherz

Bürger sollten Raser mit Laserpistolen abpassen

Kommunen wollten ihren Bürgern das private Blitzen von Verkehrssündern erlauben, teilte der Deutsche Anwaltverein mit. Im Gegenzug sollten die freiwilligen Helfer einen Teil der anfallenden Bußgelder behalten dürfen. Leider nur ein Aprilscherz Ihres Vereins - ich bin enttäuscht.

Sie hatten schon Eurozeichen in den Augen, was?

Nein, ganz und gar nicht. Ich hatte gemütlich schlendernde Fußgänger, spielende Kinder, weniger Lärm und grüne Bäume vor Augen. Bei mehr Kontrollen wären Autofahrer rücksichtsvoller unterwegs oder, noch besser, viel weniger.

Ja, das wär’s.

Ja, so schön.

Aber wir wollen doch nicht private Sheriffs auf den Straßen.

Nun seien Sie doch kein Spaßverderber.

Geht nicht anders. Wenn es schon so viele Fehler bei polizeilichen Messverfahren gibt, dann wäre dies bei Bürger-Blitzern ganz sicher auch der Fall. Auf der anderen Seite könnten wir Anwälte uns freuen, weil es natürlich viele Prozesse gäbe.

Haben sich bei Ihnen schon Interessenten gemeldet?

Eine Journalistin hat sich erkundigt, wo man sich denn schulen lassen kann.

Ein Scherz?

Nein, ich glaube, das war ernst gemeint.

Sehen Sie, die Idee ist eben gar nicht so schlecht.

Meinen Sie das jetzt ernst?

Wer außer mir fährt in einer verkehrsberuhigten Zone tatsächlich Schrittgeschwindigkeit? Ich werde deshalb sogar angehupt!

In der Tat, die Kommunen sollten Blitzer viel mehr an Unfallschwerpunkten, Schulen und Krankenhäusern einsetzen, um dort Gefahren zu verringern. Aber wie läuft es? Direkt nach dem Ortseingangsschild oder in der Autobahnausfahrt wird geblitzt. Also dort, wo sich die Kommunen am meisten Geld versprechen, nicht dort, wo es am gefährlichsten ist. Das ist Abzocke!

Warum kann man nicht einfach ständig und überall die Geschwindigkeit kontrollieren? Autofahrer würden sich ganz schnell umgewöhnen.

Sie nehmen mich auf den Arm ...

Nur halb.

Nein, das geht natürlich nicht. Flächendeckende Überwachung von Verkehrsteilnehmern ist schwierig, weil Daten, die erhoben werden, auch immer missbraucht werden können. Jetzt schlägt der Präsident des Verkehrsgerichtstages vor, die Mautdaten für die Strafverfolgung zu nutzen. Genau davor hatten wir gewarnt. Ich bin gegen den gläsernen Bürger, deshalb auch gegen den gläsernen Autofahrer.

Na, dann gute Fahrt.