Gestärkter Frieden oder erhöhte Kriegsgefahr?

Während das Iran-Abkommen weitgehend auf Zustimmung stößt, lehnt Israel den Deal vehement ab

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Lausanner Rahmenvereinbarung im Atomstreit mit Iran ist international als ein wichtiger Durchbruch begrüßt worden.

Lausanne. Die am Iran-Abkommen beteiligten Staaten würdigten die Einigung als »historisch«. Kanzlerin Angela Merkel sprach von einem »großen Verdienst aller Verhandlungspartner«. Mit dem Rahmenabkommen »sind wir einer Vereinbarung, die dem Iran den Besitz von Atomwaffen unmöglich macht, so nah wie nie«, erklärte Merkel. Zugleich stellten die Verhandlungspartner aber klar, dass die Sanktionen umgehend wieder in Kraft treten können, sollte Iran gegen die Regeln verstoßen.

»Wenn Iran betrügt, wird die Welt es wissen«, warnte Barack Obama. Zugleich verteidigte der US-Präsident aber mit Nachdruck die Vereinbarung gegen Kritiker im Kongress und in Israel. Die Diplomatie sei der beste Weg zur Lösung des Konflikts. Später telefonierte Obama mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der ein entschiedener Gegner der Verhandlungen ist, sowie mit Saudi-Arabiens König Salman. Er hoffe, dass auch die später zu erzielende bindende Vereinbarung mit Iran »zu Sicherheit und Stabilität in der Region und in der Welt beitragen wird«, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur SPA den Monarchen aus dem Telefongespräch. Obama habe Salman versichert, dass die USA weiterhin »zu ihren Verpflichtungen in Hinblick auf die Sicherheit Saudi-Arabiens stehen« würden, hieß es.

Netanjahu warnte im Telefonat mit Obama, die Vereinbarung hindere Iran nicht an der Entwicklung von Atomwaffen, sondern ebne ihm eher den Weg. Das Abkommen werde daher »das Überleben Israels gefährden« und erhöhe die Risiken eines »furchtbaren Kriegs«. Netanjahus Sprecher Mark Regev sprach von »einem Schritt in eine sehr, sehr gefährliche Richtung«. Ziel Irans bleibe die Herstellung einer Atombombe.

Selbst Netanjahus Kritiker stellten sich hinter ihn. »In der iranischen Atomfrage gibt es keine Opposition oder Koalition«, sagte Jair Lapid von der Zukunftspartei. Man sei besorgt, dass Iran das Abkommen umgehen werde. »Sie werden jeden Tag versuchen, die internationale Gemeinschaft auszutricksen, so wie sie es in der Vergangenheit getan haben.«

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte dagegen, eine diplomatische Lösung des Atomstreits werde den Frieden in der Region stärken. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu äußerte sich »sehr glücklich« über die Einigung.

In Teheran gingen in der Nacht zu Freitag Hunderte auf die Straße und feierten. Es gab Hupkonzerte, Menschen tanzten und hielten die Hand im Siegeszeichen hoch. Am Freitag wurden Außenminister Mohammed Dschawad Sarif und sein Verhandlungsteam bei der Rückkehr nach Teheran begeistert empfangen. Für die Iraner verbindet sich mit der Aufhebung der Sanktionen die Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Lebenssituation. Agenturen/nd

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