Werbung

Suche nach dem hässlichsten Garten

Kalifornien braucht Ideen gegen die seit Jahren anhaltende Dürre

  • Barbara Munker, San Francisco
  • Lesedauer: 3 Min.
In Kalifornien ist kein Ende der Dürre in Sicht. Dafür beginnen Sparmaßnahmen. Strafen, aber auch witzige Ideen sollen die Bürger animieren. Etwa der Wettbewerb um den hässlichsten Garten.

Und wieder regnet es nicht in Kalifornien. Allison Mortimer spielt mit ihrem Golden Retriever am Strand von San Francisco. Die Sonne genießen - für sie ist das eine zwiespältige Sache. »Seit Anfang Januar ist der Regen praktisch ausgeblieben, und das sind normalerweise unsere feuchten Monate im Jahr«, klagt sie. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen, die Lage ist wirklich ernst.« Kürzer duschen, nicht mehr den Wasserhahn laufen lassen, die Blumenbeete weniger gießen - diese freiwilligen Sparmaßnahmen setzt die Ernährungsberaterin bereits um.

Mortimer und ihre knapp 40 Millionen Mitbürger in dem US-Westküstenstaat müssen im vierten Jahr einer anhaltenden Dürre mit drastischen Einsparungen rechnen. Für Forscher ist der Klimawandel mitverantwortlich für die extreme Trockenheit.

Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown machte vorige Woche Wassersparen zur Pflicht, ein historischer Schritt im »Goldenen Staat«. Konkrete Vorschriften, wie der Konsum zu drosseln ist, werden vom Wasserausschuss im Mai erwartet. Diese Woche erging an die Kommunen ein Warnruf: Einige Städte und Gemeinden werden ihren Verbrauch bis zu 35 Prozent runterschrauben müssen. Dazu zählt der Nobelort Beverly Hills, ein Wasserfresser mit riesigen Gärten und Grünanlagen. Andere Bezirke, die bereits sparsamer mit ihren Wasserreserven umgehen, sollen mit 10 bis 20 Prozent Einsparung davonkommen.

Mit dem »hässlichsten Garten«-Wettbewerb hat sich die Umweltbehörde in San Francisco eine schlagzeilenträchtige Kampagne ausgedacht. Hausbesitzer sollen Fotos vom grünen Rasen und bunten Blumenbeeten einsenden. Der Gewinner wird mit einem neu gestalteten Garten mit trockenresistenten Pflanzen belohnt. »Die Leute müssen kapieren, dass grün hässlich ist, denn es verbraucht zu viel Wasser«, sagt Peter Brastow, städtischer Koordinator für Artenvielfalt. Die Stadt stellt eine Webseite für Pflanzen vor, die kaum bewässert werden müssen. »Die Gartenbewässerung macht mindestens die Hälfte des Wasserkonsums jedes Haushalts aus«, so Brastow. Seinen Garten hat der 47-Jährige längst umgerüstet, ohne Rasen, Rosen und andere Pflanzen, die ständig Wasser brauchen.

Dürrespuren sind überall sichtbar. Der Rasen auf dem Rathausplatz in San Francisco ist braun. Im Central Valley liegen Felder brach. Dort produziert Kalifornien fast die Hälfte von Obst, Gemüse und Nüssen in den USA. Die um die Jahreszeit gewöhnlich noch tief verschneiten Sierra-Nevada-Berge sind ohne Schnee. Seit Beginn der Messungen in den 1950er Jahren bedeutet dieser Winter einen Trockenheitsrekord. Wintersportgebiete um den Lake Tahoe machten vorzeitig dicht. Der abtauende Schnee brachte gewöhnlich das nötige Wasser für den Sommer.

Gouverneur Brown hatte bereits Anfang 2014 den Dürrenotstand ausgerufen. Damals forderte er Bürger und Kommunen zu freiwilligen Sparmaßnahmen auf. Im vorigen Sommer kamen Auflagen hinzu: nicht mehr Bürgersteige und Einfahrten mit dem Schlauch abspritzen, Springbrunnen mit Trinkwasser füllen oder Grünflächen so stark bewässern, dass überschüssiges Wasser ablaufen kann. Doch die erhoffte 20-prozentige Drosselung des Wasserkonsums blieb aus. Jetzt legte der Wasserausschuss eine enttäuschende Statistik vor: Im Februar etwa lag der Verbrauch knapp drei Prozent unter dem von 2013.

Bald wird es mit der Einführung der Pflichtsparmaßnahmen ernst. Die Wasserbehörden müssen sicherstellen, dass ihre Kunden tatsächlich auf das immer knapper werdende Nass verzichten. Sonst drohen Strafgelder in Höhe von bis zu 10 000 Dollar am Tag. »Ein sanfter Anstoß reicht nicht mehr«, sagt Max Gomberg, Wissenschaftler beim Wasserausschuss. dpa

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal