Babysöckchen ganz im Schornstein-Look

Sachsens höchstes Bauwerk wird zum Streitobjekt - es geht um Vermarktungsrechte für eine Chemnitzer Kraftwerksesse

  • Lesedauer: 2 Min.
Der bunte Schornstein eines Chemnitzer Heizkraftwerkes hat das Interesse von Marketingstrategen geweckt. Doch das Energieunternehmen möchte das Geschäft mit Souvenirs davon allein machen.

Chemnitz. Ein 302 Meter hoher Kraftwerksschornstein in Chemnitz ist zum Zankapfel geworden. Es geht um die Vermarktung von Souvenirs rund um das höchste Bauwerk Sachsens. Zum Vergleich: Der Fernsehturm in Dresden-Wachwitz etwa misst nur 252 Meter. Der Eigentümer des bunten Schornsteins, der Energieerzeuger »eins Energie« in Sachsen, ringt inzwischen mit einer Werbeagentur um Vermarktungsrechte.

Bei der Sanierung des um 1980 erbauten Schornsteins war die Esse 2012/13 nach einem Entwurf des französischen Konzeptkünstlers Daniel Buren mit rund 18 000 Litern Farbe angemalt worden: in aquamarin, erdbeerrot, gelbgrün, himmelblau, melonengelb, signalviolett und verkehrsgelb. Im Internet vertreibt das Heizunternehmen nun neben kleinen Räucherschornsteinen eines erzgebirgischen Holzkunstherstellers auch Schals, Mützen, Babysöckchen, Bleistifte sowie Badetücher in diesen Farben. Und es hat der Agentur Kent & Clark untersagt, ebenfalls einen etwa 25 Zentimeter großen Räucherschornstein in diesen Farben herauszubringen. Nach Auffassung von »eins Energie« in Sachsen ist aus dem Schornstein nunmehr ein Kunstwerk geworden. »Das Urheberrecht der farblichen Gestaltung liegt bei Daniel Buren und er hat uns die Nutzungsrechte seiner Arbeit exklusiv überlassen«, sagte Unternehmenssprecher Christian Stelzmann. Der Schornstein sei mittlerweile zu einem beliebten Wahrzeichen geworden.

Rund 40 Räucherschornsteine hat Kent & Clark nach eigenen Angaben Ende 2014 noch an Geschäftsfreunde verschenkt. »Die fanden das eine coole Idee«, sagte Geschäftsführer Maxim Dietze. Die Abmahnung von »eins Energie« zu Beginn dieses Jahres habe ihn überrascht. Die Agentur habe ihren Schornstein jedoch schon beim Patentamt angemeldet: »Es ist eine Patt-Situation.« Die Agentur prüfe nun ihrerseits juristische Möglichkeiten. »Eigentlich könnten wir auch eine Abmahnung schicken.« Dietze lässt offen, ob es dazu kommen wird: »Wir würden lieber zusammenarbeiten.« dpa/nd

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