nd-aktuell.de / 11.04.2015 / Politik / Seite 16

Eine seltsame Reise von Killer nach Siehdichfür

Auch in Baden-Württemberg lässt sich manche Ortschaft mit Schmunzelfaktor finden - die Ortstafeln sind nicht nur als Fotomotiv beliebt

Killer, Kuchen und Co. Es gibt etliche Ortsnamen im Südwesten, bei denen sich ein Grinsen kaum verkneifen lässt. Doch Killer in der Schwäbischen Alb etwa steht sogar im Guinnessbuch der Rekorde.

Killer. Beim Vorbeifahren mit dem Auto noch schnell ein Bild am Ortseingang knipsen oder gleich das ganze Schild mitnehmen: Gemeinden wie Sommerloch in Rheinland-Pfalz oder Fucking in Oberösterreich sind ihres Namens wegen längst Touristenattraktionen. Auch in Baden-Württemberg lässt sich die eine oder andere Ortschaft mit Schmunzelfaktor finden. Zum Beispiel Killer: Das Dorf liegt verschlafen an einem Hang auf der Schwäbischen Alb. Wer glaubt, dass der Name etwas mit Mord zu tun hat, liegt aber falsch. Killer kommt nämlich ursprünglich von »Kilwilar«, der Kirche auf dem Weiler. Das Dorf hatte damals die einzige Kirche im Tal, die es auch noch bis heute gibt, wie Ortsvorsteher Josef Pfister erklärt. Wie viele Schilder schon geklaut worden seien, wisse er nicht »Eins steht sogar in Arizona, USA.« Außer Elektroschocks sei auch schon alles versucht worden, um die Schilder zu befestigen. Stolz ist Pfister auf das örtliche Peitschenmuseum, das es sogar in das Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat. »Früher gab es kaum einen Haushalt, der keine Peitschen gefertigt hat.« Das Museum ist einzigartig in Deutschland.

Dann wären da die Orte Süßen und Kuchen: Beide liegen im Filstal im Kreis Göppingen, die Stadt Süßen wurde erstmals 1071 als »Siezun« erwähnt. Das bedeute so viel wie »Weideland«, erzählt Pressesprecher Ignazio Ceffalia. Die Einwohner würden übrigens auch nicht die »Süßen«, sondern »Süßener« genannt. Bekannt ist die Stadt nicht nur als Geburtsort des Bambis, sondern auch durch einen besonderen Mann: John (Johann) Jakob Bausch. Der damals junge Bursche wanderte im 19. Jahrhundert nach Amerika aus und gründete das Optiker-Imperium Bausch & Lomb. Er entwickelte unter anderem Fliegerbrillen für Kampfpiloten im Ersten Weltkrieg - die Geburtsstunde der Ray-Ban-Sonnenbrillen. Die ersten Satellitenbilder vom Mond machten Kameras mit seinen Linsen. Heute ist die Firma laut eigenen Angaben der weltweit größte Hersteller von Augenpflegeprodukten.

Gleich neben Süßen liegt die Gemeinde Kuchen. An eine bewusste Namensgebung glaubt Ceffalia aber nicht: »Ich glaube kaum, dass es zwei Konditoren gab, die Streit hatten und der eine hat sich Süßen genannt und der andere Kuchen«, lacht er.

Und schließlich Siehdichfür: Das Dörfchen liegt mitten im Schwarzwald und zählt etwa 30 Häuser. Laut Überlieferung ritt der König von Stuttgart dort einst durch die Alte Badstraße, die für ihre Wegelagerer bekannt war. So soll der Ort zu seinem Namen gekommen sein, sagt Bürgermeister Karlheinz Kistner. »Sieh dich vor, vor Siehdichfür.« Eine Besonderheit ist das neue Feuerwehrhaus. »Es ist der Mittelpunkt unserer Teilorte.« Es gebe 70 Feuerwehrmänner aus den umliegenden Dörfern auf 100 Einwohner. Der 20-jährige Sebastian Richter ist hier aufgewachsen. »Wenn ich den Leuten erzählt habe, wo ich wohne, hab ich immer gesagt, dass das direkt neben Igelsloch liegt«, erzählt er. »Die meisten haben dann gelacht.« dpa/nd