Kitas im Streik

Bildungsrauschen

  • Lesedauer: 2 Min.

Diese Woche streikten Tausende Erzieherinnen und Erzieher. Hintergrund ist die niedrige Zuweisung der Sozial- und Erziehungsberufe innerhalb der Lohntabelle, die den Lohn der im öffentlichen Dienst Beschäftigten nach Tätigkeitsmerkmalen unterteilt. Seit langem gärt es, geht doch die Forderung nach Qualitätsverbesserung nicht mit dem Gehalt einher. Laut Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verdienen Erzieherinnen »durchschnittlich 2879 Euro brutto« in Vollzeit. Das seien »etwa 570 Euro« weniger als der »Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer in Deutschland« (2013).

Laut Manuela Schmidt von der Gewerkschaft ver.di ist die »Aufwertung der sozialen Berufe längst überfällig, denn die Anforderungen an die Beschäftigten in Kindertagesstätten, in der Jugendhilfe, der Behindertenhilfe oder im allgemeinen Sozialdienst sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen«, teilt sie auf verdi.de mit.

Dringenden Handlungsbedarf skizziert auch zeit.de: »Die pädagogischen Anforderungen im Sozial- und Erziehungsdienst seien in den vergangenen Jahren signifikant gestiegen«, zitiert die Wochenzeitung den den ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske. Erzieher müssten Bildungspläne für jedes Kind aufstellen, Eltern- und Integrationsarbeit leisten. Auf welt.de kommt Sigrid Ebel vom Hamburger ver.di-Landesverband zu Wort: »Im Sozial- und Erziehungsdienst herrscht Fachkräftemangel und die Arbeitgeber weigern sich die Arbeit an und mit Menschen angemessen zu vergüten. Eine solche Blockadehaltung ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, (...) es ist auch eine tickende Bombe für unsere Gesellschaft.« Ein harter Arbeitskampf kündigt sich an. sueddeutsche.de postet, sie habe von ver.di Unterlagen, die »konkrete Streikplanungen für Mai« beinhalteten.

Auf ard.de hält Flying Doctor »die Forderungen der Erzieher für gerechtfertigt. Allerdings haben die Eltern kein Mitspracherecht und sind deshalb die falschen Adressaten. Die Arbeitgeber spüren den Streik nicht, ihnen brechen keine Einnahmen dadurch weg. Ich appelliere an die Erzieherinnen, sich Arbeitskampfmaßnahmen zu überlegen, die den Arbeitgeber und nicht allein die Eltern treffen, die mehrheitlich eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen befürworten!« Worauf Kuro bemerkt: »Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern sind politische Streiks in Deutschland verboten. Der Aufbau einer demokratisch legitimierten sozialen Infrastruktur in allen Care-Bereichen, die von Verwertungs- und Profitlogik abgekoppelt ist, darf nach hiesigem Recht leider nicht Gegenstand eines Streikes sein.« Und Frankfurti antwortet: »Ich denke jedes Kind hat einen kleinen Freundeskreis und die Eltern können sich reihum mit der Betreuung abwechseln. Andere Druckmöglichkeit als Streik gibt es leider nicht. Es wäre gut, wenn die betroffenen Eltern einfach an jedem Streiktag bei den Trägern der Kitas anrufen, um sich zu beschweren. So bekommen die Arbeitgeber mehr mit.« Lena Tietgen

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