nd-aktuell.de / 13.04.2015 / Kultur / Seite 15

Spaziergang durchs Leben

Falkenberg

Stefan Gebhardt

Über Falkenbergs musikalische Kariere muss man nicht allzu viele Worte verlieren: Unter dem Kürzel IC war er Ende der 80er Jahre der wohl einzige richtige Popstar in der DDR, nachdem er schon zuvor als Frontmann von Stern Meißen den Rock-Veteranen neues Leben einhauchte. Ab den 1990er Jahren pendelte IC Falkenberg, wie er sich fortan nannte, zwischen Pop, Folk und Hardcore umher. Er war ein Suchender, der sich dann im Jahr 2003 fand, als sein vielbeachtetes Album »Agonie + Ekstase« erschien. Musik auf das Wesentliche zu reduzieren, war fortan die Devise. Konsequenterweise wurde wenig später das Kürzel IC aus dem Künstlernamen entfernt und Falkenberg, wie er sich fortan nannte, zog zurück in seine Geburtsstadt Halle (Saale).

Dass ein solcher Rückzug dem Musiker gut tat, wird deutlich hörbar bei seinem neuen, mittlerweile zwölften Studioalbum. Das Album ist ein Spaziergang durch das »Geliebte Leben«, so der Albumtitel. Mal läuft man sehr ruhig und öfter auch schnellen Schrittes, aber immer ist man ganz bei sich. Dabei gerät jedoch keinesfalls die eigene Umwelt aus dem Blick. Nein, das Gesehene und Erlebte saugt man auf, hält es fest, um es sogleich in zarte Pianoklänge oder auch laut rufende Gitarrenriffs zu verwandeln.

Mit dem Song »Fühlst du dein Herz« covert Falkenberg sich selbst, denn die Basis des Songs ist einer der größten Hits, die er Ende der 80er Jahre hatte. Die Motivlage hierfür erklärt er so: »Der Song ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Aber ich hab mich verändert, und das Lied ist auch ein komplett anderes geworden. Kunst lebt nur mit Veränderung.« Wie es ihm beim Komponieren und Texten ergeht, besser gesagt, wie ein Song überhaupt entsteht, beschreibt Falkenberg gekonnt in »Das Lied N 8«. Er weiß, wovon er singt, denn alle Albumtitel sind von ihm selbst geschrieben, alle Instrumente, außer den Drums, von ihm alleine eingespielt.

Der zentrale Song des Albums ist zweifelsfrei »Was würdest du tun«. Inspiriert vom Film »Der Marsch« setzt sich Falkenberg mit Europa als Festung und der damit verbundenen humanitären Katastrophe auseinander. »Lange vor der aktuellen Asyldebatte und dem Pegida-Streit entstanden«, betont der Sänger. »Was würdest du tun, wenn dein Land ein Krieg wär / Was würdest du tun, wenn deine Hoffnung eine Festung wär, doch du stehst vor den Mauern aus Arroganz und Waffenstahl.«

Aber im doch so geliebten Leben geht es auch um die Liebe an sich, wie in »Deine tanzenden Vögel«, oder ums Sterben, wie in dem Stück »Staub«. Im Titelsong heißt es treffend: »Wir können kämpfen oder leiden, wir können gehen oder bleiben. Wir müssen uns entscheiden, nicht viel mehr«.

Falkenberg: »Geliebtes Leben«, erschienen bei Mollwerk; Tourdaten: 17.4., Berlin, 9.5., Leipzig, 30.9., Erfurt.