nd-aktuell.de / 13.04.2015 / Wirtschaft und Umwelt

Zahl der Teilzeit- und Leiharbeiter nimmt zu

40 Prozent haben Teilzeit- und Minijobs / Anteil im Osten am geringsten

Düsseldorf. Vier von zehn Lohnabhängigen in Deutschland (39 Prozent) haben Teilzeitstellen, Minijobs oder Leiharbeitsplätze. In manchen westdeutschen Städten und Kreisen machen diese »atypischen« Anstellungsformen sogar deutlich mehr als die Hälfte aller abhängigen Hauptbeschäftigungsverhältnisse aus, wie eine am Montag in Düsseldorf veröffentlichte Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergab. Beamte und Selbstständige wurden dabei nicht mitgerechnet.

Insbesondere die Zahl der Teilzeit- und Leiharbeiter habe gegenüber 2013 zugenommen, sagte der WSI-Arbeitsmarktexperte Toralf Pusch. Den größten Anteil an der atypischen Beschäftigung machten Teilzeitjobs aus: Etwa jeder fünfte abhängig Beschäftigte arbeitet auf dieser Basis. Die Zahl der Minijobber blieb in etwa konstant.

Am stärksten verbreitet ist atypische Beschäftigung in den westdeutschen Flächenländern: Schleswig-Holstein lag 2014 mit 42,7 Prozent vorn, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 41,8 Prozent und Niedersachsen mit 41,6 Prozent. Im Osten Deutschlands lagen die Werte meist deutlich darunter. Pusch führt das auf andere Erwerbsmuster vor allem bei Frauen zurück. Im Westen seien Frauen deutlich häufiger atypisch beschäftigt als im Osten. Das liege unter anderem an traditionellen Rollenbildern und fehlenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Am niedrigsten war der Anteil atypischer Beschäftigung in Thüringen mit 35,6 Prozent.

Die Frage der Verbreitung von atypischer Beschäftigung ist brisant[1]. Mit der »Agenda 2010« des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) ist ihr Anteil an abhängigen Lohnarbeitsverhältnissen deutlich angewachsen. Kritiker wenden ein, dass die Beschäftigung in Deutschland seit 2003 kaum zugenommen habe, sondern gut entlohnte Vollzeitarbeitsplätze lediglich durch Teilzeitarbeit, unsichere und schlecht entlohnte Arbeit verdrängt worden seien. epd/nd

Links:

  1. http://www.nachdenkseiten.de/?p=20443