Landraub nach Kolonialherrenart

In Simbabwe und Mosambik machen Politiker und Unternehmen gemeinsame Sache gegen Kleinbauern

  • Jeffrey Moyo
  • Lesedauer: 3 Min.
Im südlichen Afrika nimmt die Zahl der Zwangsvertreibungen in Verbindung mit dem Phänomen des Land Grabbing zu. Politiker, Unternehmer und Konzerne sind die Hauptakteure bei diesem Geschäft.

Harare. »Bereits unsere Vorväter hatten den Landklau durch die Kolonialherren vor mehr als einem Jahrhundert erlebt«, meint Claris Madhuku, Leiterin der simbabwischen Pro-Demokratie-Gruppe »Platform for Youth Development« (PYD). »Die Geschichte wiederholt sich, und diesmal sind es unsere eigenen politischen Entscheidungsträger und Geschäftsleute, die unser Land stehlen.«

Owen Dliwayo, Programmleiter von »Youth Dialogue Action Network«, einer weiteren lokalen Aktivistengruppe, macht vor allem multinationale Unternehmen für die in den meisten afrikanischen Ländern stattfindende Entwicklung verantwortlich. Als Beispiel führt er das Biotreibstoffprojekt im Bezirk Chipinge in der Provinz Manicaland im Südosten Simbabwes an. »Tausende Dorfbewohner mussten wegen einer riesigen Zuckerplantage verschwinden.«

Laut PYD wurden 1754 Haushalte für das 2008 angelaufene Projekt geopfert, für dessen Umsetzung mehr als 40 000 Hektar Land dem Zuckerrohranbau zugewiesen wurden.

Vor 15 Jahren hatte Simbabwe ein umstrittenes Landreformprojekt durchgeführt, das die kolonialen Landeigentumsverhältnisse zugunsten der schwarzen Bevölkerung verändern sollte. Doch Aktivisten zufolge hat es dem Land im südlichen Afrika geschadet.

»Zu behaupten, dass afrikanische Staaten wie Simbabwe das Landproblem gelöst haben, stimmt nicht«, sagt Terry Mutsvanga, ein preisgekrönter simbabwischer Menschenrechtsaktivist, im IPS-Gespräch. »Vielmehr wurde das, was den weißen Farmern weggenommen wurde, vor allem an die politischen Eliten verteilt. Der Landklau in Afrika trägt wie die Kolonialzeit zu einer Perpetuierung der wirtschaftlichen Ungleichheit bei.«

2010 hatte der simbabwische Online-Nachrichtendienst »ZimOnline« berichtet, dass 2200 Angehörige der schwarzen simbabwischen Elite fast 40 Prozent der 14 Millionen Hektar Land kontrollieren, die man den weißen Farmern abgenommen hatte, die wiederum Flächen von einer Größe zwischen 250 und 4000 Hektar bewirtschaftet hatten. Allein Simbabwes Präsident Robert Mugabe und seine Familie sollen 14 Farmen mit einer Gesamtgröße von mindestens 16 000 Hektar besitzen.

In Simbabwe vergeben Mitglieder der regierenden Zanu-PF-Partei Grundstücke an Personen, die zwischen 10 und 20 US-Dollar - je nach Lage - für ein 30 bis 50 Quadratmeter großes Grundstück zu zahlen bereit sind, wie Andrew Nyanyadzi von der Zanu-PF bestätigt. »Wir brauchen die Genehmigung der Lokalbehörden nicht. Weil es das Land ist, für das unsere Freiheitshelden gekämpft haben, steht es uns frei, es zu erschwinglichen Preisen an Parteianhänger zu verkaufen.« In Harare haben sich militante Gruppen, die der Zanu-PF nahestehen, städtische Grundstücke unter den Nagel gerissen.

In Mosambik ist der Staat der einzige Landbesitzer. So ist es in der Landesverfassung festgeschrieben. Wohl erlaubt das Land- und Bodengesetz Privatpersonen die Nutzung von Grundstücken, doch Schlupflöcher führen dazu, dass die nationalen Landrechte privaten Interessen geopfert werden. Aus einer Untersuchung des Nationalen Bauernverbands aus dem 2014 geht hervor, dass der Landklau in Mosambik ein Ausmaß erreicht habe, das an Kolonialzeiten erinnere. Unternehmen mit besten Verbindungen zu den Behörden haben sich demnach hunderttausende Hektar Farmland gesichert und die Kleinbauern vertrieben. IPS/nd

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