«Bücher sind viel mehr»

Susan Sontag: «The Doors und Dostojewski»

  • Harald Loch
  • Lesedauer: 2 Min.

Susan Sontag, die 2004 starb, war als Essayistin, Schriftstellerin, Dramatikerin, Filmemacherin und politische Aktivistin ein eindrucksvolles Beispiel, wie ein Leben, das dem Geist gewidmet ist, und das Nachdenken über das eigene Leben einander ergänzen und bereichern können.« So Jonathan Cott, der 1978 in Paris und dann in New York mit ihr lange Gespräche geführt hat. Daraus wurde - auf ein Drittel gekürzt - ein Interview für das Rolling Stone Magazine.

Das Buch eröffnet den Blick auf das Universum »Susan Sontag«, die von vielem etwas verstand, dezidierte Meinungen entwickelte, ihre Urteilskraft mit der souplesse des letzten Zweifels adelte und sich immer stark machte, wo Schwache bedroht waren. Wenn ihr Engagement heute, nach 36 Jahren, immer noch aktuelle Themen betrifft, beweist es nur, dass es zu Wenige waren, die ihre Einsichtsfähigkeit und ihrer Strahlkraft hatten.

Ein kulturgeschichtlicher Großessay: Susan Sontag antwortet nicht in einzelnen Sätzen sondern in wohlformulierten ganzen Absätzen und belebt auf ihre Weise das klassische literarische Genre des Dialogs auf besonders schöne Weise. Sie selbst hat alles Notwendige dazu in ihrem Brief an Borges geschrieben: »Sie haben gesagt, dass wir der Literatur fast alles schulden, was wir sind und was wir gewesen sind ... Manche Leute halten Lesen bloß für eine Art Flucht: eine Flucht aus der ›wirklichen‹ Welt des Alltags in eine imaginäre Welt, die Welt der Bücher. Bücher sind viel mehr. Sie sind eine Art und Weise, ganz und gar Mensch zu sein.«

Susan Sontag. The Doors und Dostojewski. Das Rolling-Stone-Interview mit Jonathan Cott. Übersetzung Georg Deggerich. Hoffmann und Campe. 159 S., geb., 18 €.

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