Konzert in der Kirche statt mp3

Die Kult-Rockband Omega spielte in Berlin

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach zwei Stunden endlich hatte es das Publikum geschafft: Omega spielte als Zugabe »Gyöngyhajú lány« - das Lied über ein Mädchen mit Perlen im Haar. Es ist der Kultsong der ungarischen Methusalem-Rockband. Und etwa 700 Kehlen in der Apostel-Paulus-Kirche sangen mit - deutsch oder ungarisch. Immerhin wurde die deutsche Coverversion von Frank Schöbel unter dem Titel »Schreib es mir in den Sand« vor mehr als 40 Jahren in allen DDR-Radiosendern wohl täglich gespielt.

Omega zählt heute zu den dienstältesten Rockgruppen der Welt. »Ich glaube, die Rolling Stones sind etwas jünger als wir«, behauptete Sänger János Kóbor jüngst. Auf jeden Fall gilt das Jahr 1962 offiziell als Gründungsdatum. Auf ihrer derzeitigen Oratorium-Tour spielen die Musiker vor allem in Kirchen. Bevor sie nach Berlin kam, gastierte die Band bereits in Leipzig, Erfurt und Dresden - dort allerdings im Alten Schlachthof. Das Ambiente der Schöneberger Apostel-Paulus-Kirche indes schaffte gewiss die passendere Kulisse für die oft orchestralen, manchmal auch bombastischen Werke von Omega. Damit treffen die Musiker gewiss weniger den Geschmack der Jugend. Aber das Publikum bestand ohnehin vorwiegend aus Älteren. Wenngleich durchaus auch einige Kinder und Enkel die Omega-Urfans in das Kirchenschiff begleiteten.

Von den einstigen Gründungsmitgliedern der Band standen am vergangen Sonnabend noch zwei auf der Bühne: Sänger János Kóbor, auch Mecki genannt, und Lászlo »Laci« Benko am Keyboard. Der Schlagzeuger Ferenc »Ciki« Debreceni ist auch ein Urgestein, kam aber erst 1971 dazu. Jüngstes Mitglied ist Kati Zee am Bass, die bereits längere Zeit im Studio viele Titel einspielte und inzwischen den nur noch sporadisch beteiligten Bassisten Tamás Mihály ersetzt. Auch Gitarrist Tamás Szekeres stieß erst seit 1989 zur Band. Lange spielte er neben Urgestein Gyögy »Elephant« Molnár, der aber inzwischen lieber eigene Projekte verfolgt. Die Oratorium-Tour begleiten außerdem mit Albert Földi ein weiterer Keyboarder und drei Streicherinnen und ein Streicher.

Für Omega war die Tour durch den Osten Deutschlands ein voller Erfolg. Mehr als 3000 Zuschauer kamen zu den vier Konzerten. In den kommenden Monaten werden diese Zahlen gewiss übertroffen. Dann warten Konzerte unter freiem Himmel. In Zeiten von Internetstreams und mp3 werden Konzerte wieder zur wichtigsten Einnahmequelle für Musiker. »Früher lebte Franz Liszt auch von Auftritten«, sagt Kóbor. »Diese Zeiten sind wieder da.« In Ungarn kommen dann allerdings schon mal 50 000 Zuhörer.

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