Keine Entlassungswelle wegen des Mindestlohns

Das brandenburgische Handwerk stellt zusätzliche Mitarbeiter ein

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe sind voll. 84 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als gut ein, ergab die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammern.

Hinter dem brandenburgischen Handwerk liegen neun Jahre Konjunktur. Zwar hat die Konjunktur »etwas an Schwung verloren«, sagte der Präsident des Handwerkskammertages Jürgen Rose bei der Präsentation der Ergebnisse der Frühjahrsumfrage. Doch beurteilen immer noch 84 Prozent der Betriebe ihre Lage als positiv. Das ist nur ein Prozent weniger als im vergangenen Frühjahr.

Selbst frühere »Sorgenkinder« wie die Kfz-Werkstätten und die Gesundheitsbranche melden wieder positive Werte. Einzig das Bauhauptgewerbe spricht von einer Eintrübung. Auch die kleinen Bäcker haben angesichts der Backtheken in den Kaufhallen zu kämpfen. Bei der jährlichen Frühjahrs- wie auch bei der Herbstumfrage werden 3500 Firmen angeschrieben, von denen immer etwa 20 Prozent den Fragenkatalog der Handwerkskammern beantworten.

Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen schätze die Aussichten besser ein als die gegenwärtige Lage, sechs Prozent sprechen von einer Verschlechterung, teilte Hauptgeschäftsführer Ralph Bührig mit. Trotz derzeit günstiger Kredit- und Finanzierungsbedingungen sei die Neigung, in den eigenen Betrieb zu investieren, eher verhalten. Durch höhere Einkaufspreise und den nunmehr geltenden Mindestlohn steigen die Kosten, sagte Rose. Die Handwerker können das nicht in jedem Falle an die Kunden weitergeben, erklärte er. Bei einkommensschwacher Kundschaft in berlinfernen Gegenden könne das im Einzelfall zum Problem werden. Doch bestätigte Rose, dass es die prophezeite Entlassungswelle aufgrund des Mindestlohnes nicht gegeben habe. Im Gegenteil. Das Handwerke stelle noch Mitarbeiter ein.

Rose zeigte sich enttäuscht vom Scheitern der Debatte um die steuerliche Entlastung von Gebäudesanierungen, die das Handwerk seit Jahren fordert. Damit bleibe das Interesse von Hauseigentümern an energiesparenden Maßnahmen »auf der Strecke«. Für die beabsichtigte Energiewende sei das ein »verheerendes Signal«. Die Kapazitäten in den Handwerksbetrieben sind laut Rose im Schnitt zu mehr als drei Vierteln ausgelastet. Bemerkenswert, wenn auch noch nicht beunruhigend sei, dass jeder fünfte Betrieb eine schlechtere Auftragslage als vor einem Jahr signalisiert habe, während 17 Prozent der Unternehmen von einer besseren Auftragslage sprechen. Drei von vier Handwerksbetrieben meldeten eine stabile Beschäftigtenzahl, zwölf Prozent haben zusätzliches Personal eingestellt.

Angesichts der vergleichsweise geringen Gewinnmargen spielen öffentliche Aufträge eine geringe Rolle, unterstrich Rose. Dass in den kommenden Jahren weniger Fördergeld fließen wird, scheint das Handwerk angesichts seiner gefüllten Auftragsbücher derzeit wenig zu kümmern.

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