Generation mit Freiräumen

Marzahn-Hellersdorf sieht Übergabe der Jugendeinrichtungen an Freie Träger positiv

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Alle Jugendfreizeiteinrichtungen Marzahn-Hellersdorfs sind seit 2014 in Freier Trägerschaft. Im Sommer soll es eine fachgerechte Bewertung dieser Situation geben.

Marzahn-Hellersdorfs Jugendstadträtin Juliane Witt (LINKE) zog am Montag eine erste Bilanz des groß angelegten Betreiberwechsels vom Jugendamt in die Hände Freier Träger. «Wir haben bislang ein durchweg positives Feedback», sagte die Bezirksstadträtin. Wie berichtet, wurde die Übergabe aufgrund geforderter Personaleinsparungen des Senats notwendig. 175 Stellen muss der Bezirk insgesamt abbauen - 46 kamen durch «die Privatisierung» der Jugendfreizeiteinrichtungen zusammen.

Die Freien Träger betreiben die insgesamt 17 Einrichtungen nun vorwiegend mit eigenen Mitarbeitern. «Die sind zumeist deutlich jünger als die kommunalen Erzieher und Sozialpädagogen und bringen vielfach neue Ideen und Angebote in die Jugendarbeit ein», betonte Witt. Sie selbst besuchte in den zurückliegenden Wochen gemeinsam mit dem neuen Amtsleiter Heiko Tille einige Einrichtungen. «Unser Fazit fällt positiv aus, die neuen Teams haben sich gut eingearbeitet und gehen auf die Interessenlagen der Besucher ein», erklärte die Stadträtin. Bei einer Evaluation werde sich im Sommer dann genau zeigen, wo die einzelnen Freizeitstätten stehen. Ihre Leistungsfähigkeit müssen sie jedenfalls zunächst bis 2016 unter Beweis stellen, dann wird neu ausgeschrieben.

Fest steht bereits jetzt: Der Zuzug junger Familien nach Marzahn-Hellersdorf hält auch weiter an. So erhöhte sich die Zahl der bis zu 21-Jährigen beispielsweise im Zeitraum von 2011 bis 2014 um 3500. «Darauf müssen wir reagieren», sagte die Politikerin. Junge Leute bräuchten Orte, offene Räume, in denen ihre ganz eigenständige Kultur passiere«, zeigte sich Witt überzeugt. Und sie betonte, dass es dringend notwendig sei, auch die Siedlungsgebiete, Mahlsdorf, Kaulsdorf und Biesdorf mit Jugendfreizeiteinrichtungen auszustatten.

Sorgen mache ihr derzeit unter anderem der schlechte bauliche Zustand der Freizeiteinrichtungen im Bezirk. »Der Sanierungsbedarf ist enorm. Oft reicht das Geld allerdings nur für Instandhaltungsarbeiten«, sagte Witt. Es gebe auch Anfragen von Freien Trägern, die genutzten Gebäude zu kaufen. Die anstehende Bewertung im Sommer werde zeigen, wie der Bezirk damit umgehe.

Mit Spannung blickt die Jugend- und Familienstadträtin auf die vom Land Berlin initiierte Jugendberufsagentur. Marzahn-Hellersdorf gehört neben Friedrichshain-Kreuzberg, Spandau und Tempelhof-Schöneberg zu den vier Bezirken, die damit im Oktober 2015 beginnen. Noch sei zwar vieles zum Ablauf unklar, denn erst Anfang Juni, gibt der Senat dazu berlinweite Richtlinien heraus. Unterstützt werden sollen mit diesem Projekt Jugendliche bei der Jobsuche. Jobcenter, Arbeitsagentur und Jugendamt agieren künftig unter einem Dach: In Marzahn-Hellersdorf wird das im Gebäude Rhinstraße 84-88 sein. Hilfesuchende können sich dort über Ausbildungen informieren, coachen lassen, aber auch Transferleistungen beantragen oder Hilfen von Sozialarbeitern in Anspruch nehmen.

Das Jugendamt wird beispielsweise mit vier Mitarbeitern vor Ort sein, die Arbeitsagentur mit 40, das Jobcenter mit 30. Doch Amtsleiter Heiko Tille betonte: »Für schwierige Zielgruppen etwa, halten wir auch weiterhin adäquate Angebote in Jugendeinrichtungen bereit.«

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