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Die Insulaner

Von Iris Rapoport , Boston und Berlin

  • Iris Rapoport
  • Lesedauer: 3 Min.

Diese Insulaner sind Hormone. Und die Inseln, von denen sie stammen, sind kleine Zellhaufen im Gewebe der Bauchspeicheldrüse. Eines der Hormone ist sogar nach seiner Abstammung benannt - das Insulin. Es ist das einzige Hormon, das den Blutglucosespiegel zu senken vermag.

Im fein abgestimmten Wechselspiel mit seinen Gegenspielern, zu denen auch das in benachbarten Inselzellen gebildete Glucagon gehört, gewährleistet es ein Gleichgewicht zwischen Glucoseverbrauch und Nachlieferung. Was resultiert, ist eine erstaunliche Konstanz des Blutzuckerspiegels.

Wenn nach einer Mahlzeit Glucose einflutet, stimuliert das sofort die Ausschüttung von gespeichertem Insulin. Durch dessen Wirkung auf Leber, Muskel- und Fettgewebe wird der Glucosespiegel schnell normalisiert. So wird auch jeder Verlust des wertvollen Energiespenders durch Ausscheidung über die Niere verhindert.

Als Peptid-Hormon bindet Insulin an einen Rezeptor in der Zellmembran. Das setzt im Zellinnern eine Signalkaskade in Gang. In der Leber wird dadurch die Speicherung der eintreffenden Nahrungsglucose als Glykogen aktiviert. Dabei helfen Transportproteine, so dass die Glucose schnell in die Zellen gelangt. Diese Transporter sind bei manchen Organen, wie Leber oder Gehirn, ständig aktiv.

Nicht so bei Muskel- und Fettzellen. Bei ihnen wandern die Transportproteine zwischen den Mahlzeiten ins Zellinnere. Deshalb ist es bei Muskeln und Fett eine wichtige Funktion der Insulinkaskade, das Signal zum Einbau der Transportproteine zu geben. Nur dann kann die Glucose aus dem Blutstrom aufgenommen, verstoffwechselt oder gespeichert werden.

Warum ist die Blutzuckerkonstanz so wichtig? Wenn zu wenig Glucose im Blutstrom kreist, bekommt unser Gehirn, das auf Zucker als Energiequelle angewiesen ist, schnell Probleme. Schwindel, Ohnmacht oder gar Schlimmeres sind die Folge.

Auch zu viel Glucose ist schädlich. Ihre Süße lässt sie harmlos erscheinen. Doch sie ist ein sehr reaktiver Stoff. Sie reagiert unkontrolliert mit den verschiedensten Proteinen. Das ändert deren Eigenschaften und sie können ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Geschieht das an Gefäßwänden, etwa in Augen, Nieren oder Nerven, dann kommt es zu Schäden an den Organen. Damit nicht genug. Auch innerhalb von Zellen können vermehrt auftretende Umwandlungsprodukte der Glucose Probleme bereiten.

Und selbst eine andauernd verstärkte Insulinausschüttung macht krank. Dadurch werden die Zellen gegen die Insulinwirkung resistent - ein Prozess, der noch weitgehend unverstanden ist. Als Folge verbleibt die Glucose im Blut und regt weitere Insulinbereitstellung an. Das kann im Extremfall zur Erschöpfung der Inselzellen führen. Dann gerät der Stoffwechsel vollends außer Kontrolle. Natürlich versucht der Körper sich der überschüssigen Glucose zu entledigen. Sie wird mit dem Harn ausgeschieden. Dass der jetzt honigsüß schmeckt, wurde lange zur Diagnose genutzt und gab in der Übersetzung als Diabetes mellitus (honigsüßer Durchfluss) der Zuckerkrankheit vor über 300 Jahren ihren Namen.

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