Wolf-Konferenz geplant

Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister will Ostsee-Anrainer zusammenbringen

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Wölfe breiten sich immer weiter in Deutschland aus. Schäfer, Bauern und Jäger wollen nun von den Skandinaviern lernen.

Linstow. Deutschland sollte im Umgang mit der wachsenden Wolfspopulation nach Ansicht von Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) stärker Erfahrungen skandinavischer Nachbarländer nutzen. Dazu werde Mecklenburg-Vorpommern eine Konferenz der Ostsee-Anrainer anschieben, um etwa Schweden einzubeziehen, sagte Backhaus am Samstag beim Landesjägertag in Linstow (Landkreis Rostock).

Spätestens wenn der Bestand bei 1000 Elterntieren liege, werde es über den Umgang heftige Debatten geben. Experten zufolge gibt es derzeit in Deutschland 32 Wolfsrudel mit mehr als 300 Tieren sowie zahlreiche Einzelgänger. Schwerpunkte sind Ostdeutschland und Niedersachsen. Es wird mit einem Zuwachs von jährlich 30 bis 40 Prozent gerechnet.

Für Jäger gebe es beim Wolf viele ungeklärte Fragen, sagte der Geschäftsführer des Bundesjagdverbandes, Andreas Leppmann. »Unklar ist, wie sich das Verhältnis in einer Kulturlandschaft entwickelt.« Deutschland sei keine Wildnis. In Mecklenburg-Vorpommern solle die »Räuber-Beute-Beziehung« von Wölfen und Damwild näher erforscht werden, erklärte Leppmann. Wichtigstes Thema werde die Scheu des Wolfes sein. Da die Region dicht besiedelt sei, könne es einen Gewöhnungseffekt für die Raubtiere geben.

Wie Minister Backhaus erklärte, gab es in den vergangenen 50 Jahren in Europa neun Angriffe von Wölfen gegen Menschen. Davon hätten fünf Wölfe Tollwut gehabt. Die anderen vier Fälle seien in der Nähe einer großen Hühnerfarm in Spanien passiert. Dort seien Wölfe vorher mit toten Hühnern gefüttert worden. Naturschützer betonen immer wieder, dass Wölfe natürliche Scheu vor Menschen hätten, aber nicht angefüttert werden dürfen.

»Ich nehme die Ängste der Leute sehr ernst«, sagte Backhaus. Natürlich sei es schlimm, dass in den vergangenen Jahren im Nordosten knapp 200 Schafe und andere Nutztiere von Wölfen getötet oder verletzt wurden. Generell sei die Gefahr aber deutlich größer, in Deutschland von Hunden angefallen zu werden als von einem Wolf. Backhaus warnte die Jäger eindringlich vor einem Abschuss des Raubtiers: »Entscheiden Sie klug, denn das ist eine Straftat.«

An der Lockerung des strengen Schutzstatus auf EU-Ebene führe kein Weg vorbei, sagte der Präsident des Landesjagdverbandes, Volker Böhning. Das werde im September in Brüssel diskutiert. »Die Population der hiesigen Wölfe reicht bis ins Baltikum und umfasst rund 40 000 Tiere.« Das könne man nicht mehr ignorieren. dpa/nd

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