Personalnot gefährdet Badespaß

Laut ver.di fehlen den kommunalen Berliner Bäder-Betrieben 100 Mitarbeiter für den Sommer

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.
Ab dem kommenden Donnerstag beginnt mit der Eröffnung von zwei Sommerbädern die Hauptsaison für die landeseigenen Bäderbetriebe. Dem Unternehmen mangelt es an Rettungsschwimmern und Azubis.

Wenn es nach dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), Ole Bested Hensing, geht, läuft es derzeit für das kommunale Unternehmen »wirklich gut«. Für das Strandbad Tegel und das Sommerbad Staaken-West etwa macht der Senat 500 000 Euro extra für Personal locker. Ohne die zusätzlichen Mittel hätten die Bäderbetriebe einen noch größeren Personalengpass zu verzeichnen. Besonders gesucht sind aktuell zur Freibadsaison 25 noch Rettungsschwimmer. Diese Assistenzkräfte, die laut Bested Hensing »sehr gut« bezahlt werden, greifen dem Stammpersonal während der Saison unter die Arme.

Nach den Sanierungen der vergangenen Jahre sollen diesen Sommer alle Bäder zugänglich sein. Das gab es seit 2006 nicht mehr. Am kommenden Donnerstag eröffnen mit den Sommerbädern Kreuzberg und Olympiastadion die ersten Freibäder. Die meisten der elf Strandbäder legen zum 1. Mai los. »Wir haben alle Bäder betriebsbereit«, sagt Bested Hensing. Auch wenn die Vorbereitungen noch nicht überall abgeschlossen seien und in einzelnen Bädern die »Teams noch nicht ganz komplett« seien.

Das dürfte indes untertrieben sein. Denn ganz so sonnig sieht es für die Bäderbetriebe nicht aus. Laut der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fehlen dem landeseigenen Unternehmen mindestens 100 Leute für die Sommersaison, um wirklich alle Bäder und einige Hallen offen halten zu können. Wie knapp die Personaldecke ist, zeigen die eingeschränkten Öffnungszeiten: In der Regel sollen viele Sommerbäder nur von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Je nach Wetter und Bedarf kann ein Badleiter diese Zeiten flexibel ausweiten.

Dass aber etwa bei den Rettungsschwimmern eine Lücke klafft, hat nach Beobachtung von ver.di auch mit den Arbeitsbedingungen bei den Bäderbetrieben zu tun. »Statt in ein Sommerbad zu gehen, wo sie mit Randale zu rechnen haben, arbeiten ausgebildete Rettungsschwimmer lieber an der Ostsee«, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Dieter Korte. Dort sei die »Arbeitsatmosphäre« deutlich entspannter.

Verschärft wird das Personalproblem der Berliner Bäder-Betriebe außerdem dadurch, dass es weiterhin keinen Tarifvertrag gibt. Diesen Missstand soll der Personalrat durch eine einvernehmliche Dienstvereinbarung mit dem Vorstand beheben. Doch die gibt es bislang nicht. »Selbst wenn sie die Dienstvereinbarung abschließen, kann die Geschäftsführung nicht von heute auf morgen anweisen, dass die Mitarbeiter länger bleiben sollen«, sagt Korte. Und ohne Überstunden, die extra bezahlt werden, lässt sich die Saison kaum stemmen. Eine vernünftige Koordination des Urlaubs der 750 Bäderbetriebe-Mitarbeiter hat es auch in diesem Jahr nicht gegeben. Auch das könnte die Probleme in der Sommersaison verschärfen. Genau wie ein Mangel an geeigneten Azubis. Zurzeit können die Bäderbetriebe nämlich nicht alle Ausbildungsstellen besetzen.

Nach Unterschriftensammlungen und Protesten gegen die Eintrittspreise versucht das landeseigene Unternehmen diesen Sommer, diesbezüglich ein bisschen umzusteuern. Noch bis zum 30. April bieten die Berliner Bäder-Betriebe für 50 Euro eine vergünstige 20er-Mehrfachkarte an. Die mit ordentlich Werbemittel ausgestattete Aktion, die Ende März begann, scheint allerdings zu floppen: Nur 5000 dieser als Sommerwette beworbenen Freibadtickets konnten die Bäderbetriebe bislang verkaufen.

»Das ist ein Anzeichen dafür, dass dieser Ansatz nicht ausreicht«, sagt Gabriele Hiller, die sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion dem »nd«. 50 Euro, um eine Karte auf gut Glück zu kaufen, sei für viele Familien zu viel Geld. Es könnte also sein, dass sich der negative Besuchertrend fortsetzt. Bereits im vergangenen Jahr kamen über 500 000 Schwimmer weniger.

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