Der Markt hält die Luft an

Hamburg: Mietenanstieg vorerst gestoppt

  • Volker Stahl, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Jahrelang kannten die Mietpreise in Hamburg nur eine Richtung: nach oben. In den ersten Monaten des Jahres 2015 wurde dieser Trend gestoppt. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die durchschnittlichen Neuvermietungsmieten von 11,83 auf 11,79 Euro pro Qua-dratmeter. Das ist das Ergebnis einer von den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Ohmoor erstellten Studie, in der die Elfklässler knapp 5000 Anzeigen auswerteten, die auf dem Internetportal immonet und im Hamburger Abendblatt geschaltet wurden. »Das ist ein unerwartetes Ergebnis«, kommentierte Geografie-Lehrer Carl-Jürgen Bautsch das Zahlenmaterial seiner Schüler: »Der Wohnungsmarkt hält die Luft an, der Dampf geht jetzt in Richtung Eigentumswohnungen.«

Der Mieterverein zu Hamburg, in dessen Räumen die Schüler des Wahlkurses Geografie die Untersuchung präsentierten, gab dennoch keine Entwarnung. Zwar zeige das Bauprogramm des Senats mit 6000 neu erstellten Wohnungen jährlich langsam Wirkung, so Mietervereinsvorsitzender Eckhard Pahlke, doch seien die Angebotsmieten weiter viel zu hoch. So müsste eine vierköpfige Familie für eine 100 Quadratmeter große Wohnung rund 1500 Euro brutto monatlich bezahlen, kritisierte er: »Wer kann das aufzubringen? Wer soviel zahlen kann, geht doch lieber ins Eigentum.«

Die Stagnation bei den Mieten führt der Mieterverein auf die geplante Einführung des Bestellerprinzips bei der Maklerprovision und die unmittelbar bevorstehende Umsetzung der Mietpreisbremse zurück. Bei den Wohnungssuchenden sei deshalb eine vorübergehende Zurückhaltung festzustellen, so Pahlke: »Durch die zurückgehende Fluktuation im Wohnungsbestand nimmt auch die Qualität des Wohnungsangebots ab.« Auch Besserverdienende blieben lieber in ihren alten Wohnungen, als woanders bis zu 60 Prozent mehr für eine marginal attraktivere Wohnung zu bezahlen.

Laut der Studie entwickelten sich die Mieten in den einzelnen Stadtteilen zum Teil sehr unterschiedlich. So fielen die Mieten in den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel, die eigentlich von der Aufwertung durch die Internationale Gartenschau und die Bauausstellung IBA profitieren sollten, drastisch - um 9,8 bzw. 13,1 Prozent. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Attraktivität in diesen Stadtteilen eher abgenommen hat.

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