Hüh oder Hott auf der Trainierbahn

Galopprennbahn Hoppegarten möchte Gelände in Neuenhagen dazukaufen

  • Paul Alexander
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Trainierbahn Neuenhagen soll nun für den Pferdesport entwickelt werden. Die Anwohner fürchten um ihr vertrautes Naherholungsgebiet.

Eines der großen Naherholungsgebiete im Berliner Umland steht vor der Privatisierung. Inverstor Gerhard Schöningh, dem die Galopprennbahn Hoppegarten im Landkreis Märkisch-Oderland gehört, will die alte Neuhagener Trainierbahn dazukaufen, deren Areal insgesamt 172 Hektar umfasst.

Bis Ende September, so heißt es, soll der Vertrag mit der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) abgeschlossen werden. Schöninghs Rennbahn GmbH möchte das Gelände nach »internationalen Standards« zur Trainingsstätte für Rennpferde entwickeln. Nutzungsansprüche von Freizeitsportlern und anderen Privaten will sie allerdings in »partnerschaftlicher Zusammenarbeit« regeln, verspricht sie.

Auf der anderen Seite stehen über 5000 Bürger der Gemeinde Neuenhagen und der Nachbarorte, die für den Erhalt der Trainierbahn als Erholungsgebiet unterschrieben haben. Eine von ihnen ist die 82-jährige Irmgard Kortkamp, die seit Jahren mit der Bürgerinitiative »Greenpark« für die Nutzung und Bewahrung der Trainierbahn als Erholungsgebiet kämpft. Kortkamp glaubt nicht daran, dass Schöningh wirklich auf Ausgleich bedacht ist. »Verkauf an Schöningh heißt Abholzen, für ihn haben seine teuren Pferde Priorität, nicht die Einwohner«, glaubt sie.

Die Gemeinde Neuenhagen war immerhin nicht untätig und hat eine sogenannte »Veränderungssperre« über das gesamte Areal verhängt. Für Kortkamp ist das aber kein Grund zur Entwarnung: Schöningh habe doch schon durch seine Einwände gegen den Neuenhagener Grünordnungsplan deutlich gemacht, »dass er die Fläche nicht mit Freizeitsportlern, Spaziergängern und anderen Erholungsuchenden teilen will«. Die Veränderungssperre gilt auch nur für zwei Jahre.

Bürgermeister Jürgen Henze (parteilos) sieht dagegen weiterhin Einflussmöglichkeiten. »Die Planungshoheit bleibt ja nach wie vor bei der Gemeinde«, sagt er. Man werde »mit Schöningh reden und sehen, zu welchem Ergebnis man kommt«.

Irmgard Kortkamp will sich nicht mit dem Verkauf abfinden. »Neuenhagen darf die Trainierbahn nicht kampflos preisgeben, das war mal Volkseigentum.« Sie formuliert eine klare Alternative: »Wir können über das Planungsrecht und über Bürgerproteste einen Dauerkonflikt mit Schöningh führen, oder wir können 172 Hektar Naherholungsgebiet für unsere Gemeinde erwerben und für die nachfolgende Generationen erhalten.«

Damit steht die kämpferische alte Dame keineswegs allein da. Bereits 2008 hatte sich der Naturschutzbund für einen Ankauf stark gemacht. Auch die Neuenhagener LINKE, stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung, zeigt sich für diese Idee aufgeschlossen. »Die Gemeinde verfügt über ausreichend finanzielle Rücklagen, die für einen Ankauf aktiviert werden könnten«, sagt Linksfraktionschef Sven Kindervater. Man brauche letztendlich aber einen Eigentümer und Betreiber, der die Folgekosten für die Bewirtschaftung übernimmt. Ob dies die Stiftung des Naturschutzbundes sein könnte, wie es einmal angedacht war, müsste sich zeigen. Vor dem Ankauf müsste daher ein Gesamtkonzept stehen.

Schöningh ist aber erst einmal im Vorteil. 2008, als er die Galopprennbahn Hoppegarten erwarb und dafür als der ersehnte Retter des traditionsreichen Areals gefeiert wurde, sicherte er sich eine Option auf die Trainierbahn in Neuenhagen. Damals war unklar, ob der Pferdesport eine öffentliche Nutzung tatsächlich ausschließt. Vielleicht könnte man sich arrangieren, hieß es. Die Trainierbahn gehörte seit 1898 zum Komplex der Galopprennbahn.

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