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Frischekur für Bremens Mai-Tanz

Bündnis hofft auf Zuspruch bei »Vielfalt rockt«

  • Alice Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: 3 Min.

Er hatte sich in Bremen längst ausgetanzt, der traditionelle »Tanz in den Mai« im Gewerkschaftszelt auf den Weserwiesen zu Füßen des Werder-Stadions. Oder auf dem Domshof, im Angesicht des ehemaligen Machtzentrums Kirche und des noch immer aktuellen Machtzentrums Rathaus.

Die Maifeiern mit Solidaritätsadressen an andere Völker, soziale Bewegungen und Gewerkschaften in anderen Ländern hatten in den letzten Jahren auch in Bremen an Attraktivität verloren; die Massen zog es in Veranstaltungen mit wenig bis gar keinem politischen Hintergrund. Auch der »Tanz in den Mai« hat für viele nichts mehr mit dem »Tag der Arbeit« und schon gar nichts mit Kampf um Rechte zu tun, sondern mit Party und Alkohol bis zum Abwinken.

In diesem Jahr nun wird auf dem Bremer Domshof etwas Neues ausprobiert, das beide Versionen des »Tanz in den Mai« vereinen soll. Für diesen Donnerstag ist ein Open-Air-Konzert mit Bands aus unterschiedlichen massentauglichen Stilrichtungen geplant - gratis und politisch. Motto: »Vielfalt rockt«. Ob dazu ein DGB-Zelt aufgebaut wird, ist noch nicht klar. Fest steht dagegen, dass der Mai-Tanz am Vorabend des Feiertages auch bei Regen abgehalten wird - von 20 Uhr bis Mitternacht. Eingeladen sind alle, die Spaß an Musik und Tanz haben und mit der hanseatischen Eigenschaft Toleranz etwas anfangen können.

Aus den Mikrofonen wird die Bremer Innenstadt mit Rock und Pop, Polka und Chansons, Swing und Countrymusic-Elementen beschallt. Auch Anklänge an Balkan-Musik, Musik aus den 1980er Jahren sowie »Indie-Elektro« und HipHop stehen auf dem Programm. Eingeladen sind zudem »Poetry Slammer«, die mit ihren schnell vorgetragenen Texten auch das Gehirn anregen sollen.

Das Bündnis »Bremen ist bunt! Wir leben Vielfalt« hatte die Organisation übernommen, doch ob viele Mitglieder der ersten Stunde kommen werden, muss sich zeigen. Die Liste der Erstunterzeichner der Bündnis-Erklärung jedenfalls liest sich wie das »Who is Who« der Funktionsträger aus Wirtschaft, Politik, Bildung, Religion und Gesellschaft in Bremen. Da in der Stadt jedoch der Endspurt zur Bürgerschaftswahl am 10. Mai läuft, dürfte den Akteuren ein Auftritt in Sachen Toleranz und Vielfalt gut ins Konzept passen.

Die Vorstellung hat schon etwas fast anrührend Sympathisches, dass zum Beispiel vier Bremer SPD-Bürgermeister - allesamt Erstunterzeichner - ein gemeinsames Tänzchen wagen. Wobei mit den drei ehemaligen Bremer Regierungschefs Hans Koschnick, Klaus Wedemeier und Henning Scherf sowie dem amtierenden Jens Böhrnsen dann auch eine beeindruckende Zahl an Lebensjahren auf dem Tanzboden stände.

Interessant wäre auch ein Reigen der vielen religiösen Vertretungen: Unter anderen gehören die Oberhirten der evangelischen und katholischen Kirchen Bremens, Marin Schomaker und Renke Brahms, dem Bündnis an, ebenso die Vorsitzende der Bremer Jüdischen Gemeinde, Elvira Noah, und Sami Tuncel, Vorsitzender der jesidischen Gemeinde Bremens, sowie Isamael Baser, Akin Özgenc und Mehmet Karabacak, die drei islamische Verbände vertreten.

Zu Beginn des Jahres folgten rund 7000 Menschen einem Aufruf des Bündnisses, Flagge zu zeigen für Vielfalt und Toleranz. Das gibt der Hoffnung Raum, dass auch zum »Tanz in den Mai« viele kommen werden. Immerhin stehen hinter der Veranstaltung noch mehr Akteure, wie etwa der DGB, der »Bremer Rat für Integration«.

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