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Ein Vorteil, der keiner ist

Berlin Volleys verpassen erste Titelchance

Maarten van Garderen genoss den Augenblick, auch wenn seine Freude nur wenige teilten. Der Niederländer in Diensten des VfB Friedrichshafen brüllte sie heraus. Die Fäuste geballt und jeden Muskel angespannt, rannte er übers Parkett der Max-Schmeling-Halle, während mehr als 8500 Berliner Volleyballfans um ihn herum fassungslos auf ihre Sitze daniedersanken. Der letzte Block - van Garderens einziger in der gesamten Partie - entschied Spiel vier der Finalserie um die deutsche Meisterschaft und glich diese zum 2:2 aus. Der Traum der ersten zu Hause zu feiernden Meisterschaft war für die Berlin Volleys ausgeträumt. Nun geht es noch einmal an den Bodensee zurück.

»Es war zwar nicht wichtig, dass ich den Ball geblockt habe, aber es war doch ein unglaubliches Gefühl. Fast 9000 Leute haben erwartet, dass Berlin Meister wird und dann gewinnen wir 16:14 im fünften Satz«, beschrieb van Garderen die letzte Szene des hochspannenden 3:2-Erfolgs. »Jetzt wollen wir den dritten Sieg, denn wir haben noch etwas unseren Fans gegenüber gutzumachen. Im letzten Heimspiel waren wir nicht gut«, erinnerte er an die jüngste 0:3-Heimniederlage. »Nach Spiel drei war Berlin im Vorteil. Jetzt glaube ich, dass wir den haben«, fuhr er fort.

Dieser Heimvorteil scheint in Finalduellen zwischen Berlin und Friedrichshafen allerdings nicht viel wert zu sein. Von den letzten acht Partien gewannen die jeweiligen Gäste fünf. »Wir wollten hier einfach spielen und diesmal nicht zu viel denken, nachdem wir zu Hause den Kopf verloren hatten. Jetzt wollten wir Spaß haben«, beschrieb van Garderen das Erfolgsrezept, das auf so hohem Niveau selbstredend nicht annähernd so simpel ist, wie es klingt. Beide Teams sind mittlerweile aufeinander eingestellt, jeder weiß, wohin der Gegner am liebsten schlägt und stellt Block und Feldabwehr dementsprechend um. So wurden es fünf enge Sätze in Berlin zwischen zwei gleichwertigen Mannschaften.

Als die Volleys 2:1 vorn lagen, schien die Partie vorentschieden, doch der VfB reagierte diesmal gefasster auf ärgerliche Satzverluste. »Wir haben schon oft einen Satz verloren, in dem wir kurz vor Schluss vorn lagen. Da bleiben die Berliner ruhiger«, sagte der 25-jährige van Garderen. »Aber dieses Mal haben wir es akzeptiert und weiter gespielt. So etwas passiert eben, davon darf man sich nicht entmutigen lassen.«

Im letzten Satz konnten die Kollegen des niederländischen Nationalspielers den Spieß dann endlich mal umdrehen. »Da sind wir mal ruhiger geblieben, und bei Berlin hat man gemerkt, dass sie nur noch zwei Punkte von der Meisterschaft entfernt waren. Der Druck zu gewinnen lag auf den Berlinern, und diese enge Niederlage ist für sie jetzt sicher ein Albtraum«, hofft van Garderen auf einen möglichst bis zum Sonntag anhaltenden Effekt.

Dann treffen sich beide Teams zum entscheidenden Spiel am Bodensee wieder. Doch so geknickt die Berliner am Donnerstagabend noch waren, das übergreifende Motto hatte ihr Manager Kaweh Niroomand ohnehin schon vorher ausgegeben: »Mir ist wurscht, wo wir gewinnen. Aus Erfahrung kann ich sagen: In Friedrichshafen - man kann es sich gar nicht vorstellen - ist es so schön zu feiern.«

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