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Tugendhafte Tebartz-Transparenz

Kirchen veröffentlichen nach und nach ihre »Kontoauszüge«

  • Carolin Eckenfels, Limburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem Skandal um die Kostenexplosion am Limburger Bischofssitz hat die Diözese ihre Bücher geöffnet. Doch die Frage nach dem Kirchenvermögen ist auch anderswo Thema.

Die Kirche und ihr Geld - das ist nicht erst seit dem Finanzskandal um den früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ein sensibles Thema. Doch die Affäre zwang gerade die katholische Kirche zu Änderungen in dem Bereich. Denn während die Zahlen etwa zur Kirchensteuer bekannt waren, blieben jene zum eigentlichen Vermögen meist im Dunkeln. Vor fast einem Jahr aber reagierten die Limburger und legten ihr Vermögen offen. »Limburg setzt damit Standards« - lobte damals sogar ein scharfer Kritiker. Wie halten es die Kirchen anderswo?

Das Bistum MAINZ veröffentlichte im vergangenen Herbst die Jahresabschlüsse 2012 und 2013 für die Diözese sowie den Bischöflichen Stuhl. Für das Jahr 2013 wies man als die Bilanzsumme 823,3 Millionen Euro aus. Im Sommer sollen die Zahlen des Vorjahres vorgestellt werden.

Das Bistum findet die sogenannte Transparenz-Offensive gut, die die Deutsche Bischofskonferenz nach den Ereignissen in Limburg angekündigt hatte. Es wäre aber falsch, Veränderungen »alle auf die Diskussion um Limburg zu verkürzen«, teilt Sprecher Tobias Blum mit. Diese seien auch Ergebnis der bereits seit Längerem geplanten und vor drei Jahren erfolgten Umstellung auf das Doppik-Verfahren. Denn erst damit sei etwa eine Bewertung des Immobilienvermögens vorgesehen. Zudem halte das Bistum schon seit Jahren öffentliche Kirchensteuerratssitzungen ab.

Auf die Krise in Limburg hat man auch in SPEYER reagiert - das Bistum veröffentlicht seitdem nicht nur seinen eigenen Etat, der sich 2014 auf 134 Millionen Euro belief, sondern auch andere diözesane Haushalte. Nach früheren Angaben hat der Bischöfliche Stuhl ein Vermögen von 47,9 Millionen Euro, das nicht angetastet wird. Das Domkapitel besitzt 9,5 Millionen Euro. 62,2 Millionen Euro besaß Ende 2013 eine Pfarrpfründestiftung.

»Dass wir Haushaltspläne und geprüfte Jahresabschlüsse für den Haushalt des Bistums veröffentlichen, ist in unserem Bistum schon seit 2012 Praxis - also schon vor der Diskussion um Limburg. Gleichwohl haben wir festgestellt, dass durch die Causa Limburg auch in unserer Diözese viel Vertrauen verloren gegangen ist«, berichtet Bistumssprecher Markus Herr. Deshalb seien auch die anderen Haushalte veröffentlicht worden.

In TRIER betrug das Anlagevermögen zuletzt 759,6 Millionen Euro. Davon entfielen 543,2 Millionen Euro auf Finanzanlagen und 179,4 Millionen auf Immobilien. Das Vermögen des Bischöflichen Stuhls hat letzten Angaben zufolge einen Bilanzwert von knapp 84 Millionen Euro. Hinzu kommen 38 Gebäude, für die gerade eine Marktbewertung läuft. Auch andere Vermögen sollen »nach und nach« öffentlich gemacht werden, wie das Bistum zu Jahresanfang berichtete.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) teilt in einem Haushaltsplan mit, wie sie mit ihrem Geld umgeht. »Wir legen alles offen«, sagt Sprecher Volker Rahn in DARMSTADT. Das stehe auch im Internet - inklusive der Angaben, »was der Kirchenpräsident verdient«.

Und LIMBURG? Das Bistum verfügt insgesamt über ein Vermögen von fast einer Milliarde Euro. Dazu gehört auch das Geld einer Stiftung, des Domkapitels - und des Bischöflichen Stuhls. Diese Körperschaft war im Zusammenhang mit der Kostenexplosion am neuen Bischofssitz in die Schlagzeilen geraten.

Der Bischöfliche Stuhl zahlte den allergrößten Teil des insgesamt 31,3 Millionen Euro teuren Bauvorhabens. Das hat die Bilanz der Körperschaft belastet, wie die nun vorgelegten Jahresabschlüsse zeigen. Die Diözese will auch künftig über ihre Finanzen Auskunft geben. Die Zahlen für 2014 sollen im Juli präsentiert werden. Für den Bischöflichen Stuhl sei schon jetzt klar: Der Haushaltsplan 2015 wird wieder ein Defizit aufweisen.

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