Frieden im Kleinen und im Großen

25 Jahre Friedenskreis Halle

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Geschichte begann am 2. Mai 1990 in einer Küche in Halle und wurde neun Tage später dank einer Meldung der »Liberal-Demokratischen Zeitung« publik. In der Noch-Bezirksstadt, war zu lesen, habe sich ein Friedenskreis gegründet. Etliche kleine pazifistische Gruppen, die teils dem kirchlichen Umfeld entstammten, beschlossen, die Kräfte zu bündeln. Es sollte eine sehr beständige Kooperation werden. Am Samstag feierte der Friedenskreis Halle, der 1992 zum eingetragenen Verein wurde, sein 25-jähriges Jubiläum.

Die Gruppe hat länger durchgehalten als viele vergleichbare Gründungen der Wendezeit. Sie ist heute die wohl wichtigste friedenspolitisch motivierte Initiative in Sachsen-Anhalt, die sich - anders als etwa die Bürgerinitiative Colbitz-Letzlinger Heide - nicht nur gegen militärisches Engagement an einem konkreten Ort richtet. Es sei »gelungen, die Arbeit zu professionalisieren«, nennt Geschäftsführer Christoph Starke einen Grund für das Durchhaltevermögen. Ein weiterer hebt den Friedenskreis in Halle wohltuend von mancher pazifistischen Gruppe im Westen ab: »Wir haben auch die nachwachsenden Generationen stets einbinden können.«

Das gelingt vor allem über Freiwillige, die beim Friedenskreis tätig sind - auf Arbeitsgebieten, die sich im Laufe des Vierteljahrhunderts gewandelt haben. Viele Jugendliche arbeiteten in dem Hilfsprojekt, das der Friedenskreis seit dem Jugoslawienkrieg im bosnischen Jajce betrieb. Mit dem dort entstandenen Jugendzentrum gebe es auch heute noch »einen regen Austausch von Menschen und Ideen«, sagt Starke. Die Beratung von Kriegsdienstverweigerern ist dagegen nicht erst seit Abschaffung der Wehrpflicht in den Hintergrund getreten: »Der Bedarf an Beratung ging stark zurück.«

Das wichtigste Tätigkeitsgebiet des Vereins ist jetzt die Friedensbildung, wobei der Begriff recht weit gefasst wird: Es geht um den Weltfrieden ebenso wie um friedvolles Verhalten von Grundschülern auf dem Schulhof. »Frieden beginnt im Kleinen, im Alltäglichen«, schrieben Starke und sein Kollege Markus Wurzler kürzlich in einem Aufsatz in der Zeitschrift »Polis«. Um internationale Politik geht es dagegen in einem Rollenspiel namens »Civil Powker«, das Schülern zeigen soll, welche Handlungsoptionen es hierzulande bei internationalen Konflikten gibt. Die Teilnehmer übernehmen die Rollen von Managern, Politikern oder von Mitgliedern zivilgesellschaftlicher Organisationen.

Anfragen verzeichnet der Verein inzwischen viele, fast mehr, als die etwa 15 Referenten schaffen. Deren Möglichkeiten stehen, wie Starke betont, vor allem weit hinter denen der Jugendoffiziere zurück, die von der Bundeswehr in die sachsen-anhaltischen Schulen geschickt werden. Ihr Budget ist ungleich größer als das des Friedenskreises, der überwiegend mit Projektmitteln arbeitet. Die Militärs propagieren die Armee als Garant für Sicherheit. Die »Polis« druckte neben Starkes Text auch das Plädoyer eines Kollegen für eine, wie es hieß, »Sicherheitspädagogik«. Ein Ansatz, dem der Friedenskreis Halle aus 25-jähriger Überzeugung entgegen tritt - und immer widersprechen wird.

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