»Aschenbrödel«

Die Kunst der Reportage des Jean Villain

  • Hanno Harnisch
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Anzeige auf der Brandenburg-Seite in der gestrigen Ausgabe des ND gab die traurige Kunde: Marcel Bruno Brun ist gestorben. Den viele Leser im deutschsprachigen Raum, speziell in der DDR, unter dem Namen Jean Villain liebten. Weil er die »Kunst der Reportage« beherrschte - und lehrte. Weil er ein »Plädoyer für ein Aschenbrödel« hielt, wo immer auch er eines auf dieser Welt beobachtet hatte. Der Schweizer, der »junge Mann aus gutem Hause« und Bürger von Genf, der Kommunist Jean Villain hat es immer wieder geschafft, »die sorgfältig recherchierte Wirklichkeit in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen spannungsvoll durchschaubar« aufzuschreiben, wie es einmal sein Schüler Landolf Scherzer schrieb. »Die Revolution verstößt ihre Väter - Aussagen und Gespräche zum Untergang der DDR« nannte Jean Villain dann eines seiner Bücher über die Zeit der großen politischen Wende. 1961, im Jahr des Mauerbaus, kam er nach einem langen Aufenthalt in einem israelischen Kibbuz als Korrespondent des Schweizer »Vorwärts« in die DDR. Schrieb für die »Weltbühne«. Und immer wieder Reportagen. Über Fischer in Marseille, Sklavenarbeit in Südafrika, die Frankfurter Börse. Scheiterte mit dem Versuch, in der DDR ein Nachrichtenmagazin à la »Spiegel« zu installieren. Schrieb bis zum Schluss im uckermärkischen Dreesch, seit 1974 Heimat. Jetzt soll er auf hoher See begraben werden. Sein letztes Buch konnte er gerade noch vollenden.
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