Dschihad im Internet - Überzeugen mit Gräuel

Glaubenskrieger nutzen das World Wide Web und stellen sich dort als mächtig und grausam dar

  • Robert Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Radikale Islamgruppen nutzen seit Jahren das Internet, um für den heiligen Krieg, den Dschihad, zu werben.
Zirka 4500 Webseiten sollen Experten zufolge Inhalte transportieren, die als terroristisch eingeschätzt werden. Ein Teil dieser Seiten ist allerdings nicht konstant erreichbar, sondern vagabundiert im Netz. Fachleute sprechen inzwischen von einer im Internet weltweit tätigen islamisch-radikalisierten Gegenöffentlichkeit, deren Botschaft im Kern lautet: »Der verdorbene Westen ist zum Untergang durch den heilbringenden Islam bestimmt.« Angesichts von Milliarden Webseiten sind 4500 zwar eine verschwindend geringe Menge, dennoch aber scheint es extrem radikalen Islamgruppen immer wieder zu gelingen, den Fokus auf sich zu lenken. Sehr auch zum Leidwesen von in Europa integrierten Muslimen, die befürchten, mit Fanatikern gleichgesetzt zu werden. Der Terror-Organisation Al Qaida gelinge es zunehmend, so Einschätzungen, einen geistigen Überbau zu schaffen, der für Terrorakte verschiedenster Art die Legimitation liefert. Mit ihrer über das Internet mehr oder weniger schnell zugänglichen und in mehreren Sprachen gehaltenen Propaganda, soll ein Bewusstsein geschaffen werden, dass weltweit ein Krieg gegen »Heiden und Kreuzritter« geführt werden muss, den es an jeder Front, in jedem Land, auf ganz unterschiedliche Weise auszufechten gilt. Ähnlich propagandistisch gebärden sich inzwischen auch christliche Fundamentalisten in den USA, die im Internet den Islam als »grundsätzlich brutal« darstellen. Webseiten mit Gräuel-Videos, die unter anderem auf englischen, arabischen und ostasiatischen Servern liegen sollen, sind oft nur kurz erreichbar, werden entweder gesperrt oder selber wieder vom Netz genommen und mit einer neuen URL-Adresse versehen. Von Fachleuten genannt wird immer wieder das im Internet erscheinende Magazin »Sawt al-Jihad« (Stimme des Dschihad). Zu finden ist es schwer, da die Internetadresse immer wieder ausgetauscht wird. Angeboten werden Originaldokumente des Al Qaida-Magazins vom nördlich von Tel Aviv in Herzliya ansässigen »Project for the Research of Islamist Movements« www.e-prism.org. prism arbeitet unter dem Dach der »Lauder School of Government, Diplomacy and Strategie«. Eine Denkfabrik, die den israelischen Likud von Ariel Scharon beraten soll. Medienberichten zufolge halten arabische Journalisten das Magazin für »sehr echt, für eine originäre Plattform des islamistischen Terrors«. Unter den dort zahlreichen Internet-Verlinkungen sollen sich Adressen finden, die auch Filme über Selbstmord-Attentate anbieten. Für Kinder würden Dschihad-Kämpfer als Comic-Helden angepriesen. Den Kleinen soll vor allem vermittelt werden, dass die Juden grundsätzlich für jedes Übel in der Welt verantwortlich sind. Religiöser Wahn? Selbst wenn, die Zahl der Seiten und Foren, die radikal islamische Propaganda enthalten, soll ständig zunehmen. Diese können dazu führen, so Experten, dass zum Beispiel Jugendliche, die keine Perspektive finden, sich sehr schnell radikalisieren. Die mediale Aufarbeitung der Propaganda der Terrororganisation Al Qaida sei inzwischen äußerst professionell. Allerdings warnen Experten auch vor einer Überbewertung solcher Seiten, da ein »Run« auf diese auch zu einer Sicherheitshysterie führen kann.
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