Vater Le Pen suspendiert

Parteigründer erklärt seiner Tochter den Krieg

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Exekutivbüro der rechtsradikalen Partei Front National (FN) hat am Montag die Mitgliedschaft des Parteigründers und Ehrenpräsidenten Jean-Marie Le Pen »ausgesetzt«. Gleichzeitig wurde ein außerordentlicher Parteitag einberufen, der innerhalb der nächsten drei Monate stattfinden wird und deren einziger Tagesordnungspunkt die Streichung der Funktion eines Ehrenpräsidenten in den Statuten der FN ist.

Damit folgte die Parteiführung dem Wunsch der Tochter und Parteivorsitzenden Marine Le Pen, die nach den jüngsten verbalen Ausfällen ihres Vaters diesem vor allem die Möglichkeit entziehen will, weiter im Namen der FN zu sprechen und damit ihrem Kurs der Normalisierung der Partei innerhalb der politischen Landschaft Frankreichs zu schaden. Vor Wochen hatte Jean-Marie Le Pen in Interviews seine Einschätzung wiederholt, dass die Gaskammern der deutschen KZ »Details der Geschichte« waren, und betont, er verehre Marschall Pétain und sehe in ihm »keinesfalls einen Verräter Frankreichs«. Philippe Pétain war Chef des sogenannten Vichy-Regimes in Frankreichs Süden, das während des zweiten Weltkrieges mit den deutschen Besatzern kollaborierte.

Für derlei Äußerungen, aber auch für tätliche Angriffe auf politische Gegner ist Le Pen in mehr als 20 Prozessen zu Geld- oder Gefängnisstrafen verurteilt worden. Er war, nachdem er im Indochina- und im Algerien-Krieg als Fallschirmjäger-Offizier gemordet und gefoltert hat, in den 60er Jahren in die Politik gewechselt und gehörte 1972 zu den Gründern der FN, die er dann lange führte.

Die jetzt gegen ihn gefällte Entscheidung will er mit allen Mitteln anfechten, notfalls vor Gericht. Seine Tochter bezichtigt er des »Treuebruchs« und erklärte: »Ich schäme mich, dass sie meinen Namen trägt. Es wird Zeit, dass sie ihn verliert, indem sie heiratet.« Er bedauere, dass er ihr 2011 durch seine öffentliche Unterstützung ermöglicht habe, die Parteiführung zu übernehmen. Was eine Kandidatur seiner Tochter bei den Präsidentschaftswahlen 2017 betreffe, erklärte er: »Es wäre ein Skandal, wenn jemand mit so geringem moralischen Niveau die Geschicke des Landes leiten würde.«

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