Bei der Wahl des Ehenamens ist nicht alles erlaubt

Familienrecht

  • Lesedauer: 2 Min.
Ehepaare können sich bei der Eheschließung für einen künftigen Familiennamen entscheiden. Sie können dabei aber keinen beliebigen Namen wählen.

Das Oberlandesgericht (OLG) Naumburg entschied am 9. September 2014 (Az. 2 Wx 85/13), dass es unzulässig ist, einen Namen auszusuchen, der kein Geburtsname ist und auch nicht anderweitig zum Zeitpunkt der Namenswahl berechtigterweise benutzt wird. Darüber informiert die D.A.S. Rechtsschutzversicherung.

Das Bürgerliche Gesetzbuch gewährt Ehegatten das Recht, sich einen Ehenamen - also einen gemeinsamen Familiennamen - auszusuchen. Bestimmen sie keinen gemeinsamen Namen, führen sie ihre jeweiligen Nachnamen eben auch während der Ehe weiter.

»Nutella« und »Erdbeere«?

Auch bei der Wahl des Vornamens für ein Kind ist nicht alles gestattet. So lehnte unlängst ein Gericht in Nordfrankreich die von Eltern gewählten Vornamen »Nutella« und »Erdbeere« ab. Die Kinder sollten davor bewahrt werden, zeitlebens wegen ihres Namens gehänselt zu werden. Diese Vornamen würden den Interessen der Kinder schaden, hieß es.

Im Falle des Schoko-Nuss-Brotaufstrichs »Nutella« als Vorname beschloss das Gericht demnach eine Umbenennung des Kindes in »Ella«. Im zweiten Fall, in dem das Gericht auf das Risiko von »Hänseleien« verwies, falls das Kind »Fraise« (zu deutsch: Erdbeere) genannt würde, entschieden sich die Eltern letztlich für einen altfranzösischen Vornamen aus dem 19. Jahrhundert: Das Mädchen heißt nun »Fraisine«.

Auch in Deutschland werden Jahr für Jahr gewünschte Vornamen verhindert. Allein 2014 lehnte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) 44 Namensanfragen mit unterschiedlichster Begründung ab.

In mehr als der Hälfte der Fälle handelte es sich nicht um Vornamen im klassischen Sinn, sondern um Wörter aus der Alltagssprache (Blitz, Holunder), Eigenkreationen ohne Vornamencharakter (de Sunny, Illumi), Vatersnamen (Stoitsov, Jürgenson), reine Familiennamen (Crossman, Mumford), Städtenamen (Celle, Arriach) oder Adels- und Militärtitel (Shogun).

Ein weiterer Grund für eine Ablehnung war die falsche Geschlechtszuweisung, das heißt, ein Mädchen sollte einen Jungennamen (Ward, Elineau) oder ein Junge einen Mädchennamen erhalten (Mandy, Lavender). Auch Schreibweisen, die in hohem Maße von der gebräuchlichen Form des Namens abweichen - wie bei Mischel und Theiler - hatten letztlich keine Chance.

Die Einschätzung der GfdS ist immer dann relevant, wenn beim Standesamt ein Name nicht bekannt ist oder es Bedenken gibt. Dann können Eltern bei der Gesellschaft ein Gutachten über die Eintragungsfähigkeit eines Vornamens erstellen lassen. nd

 

§ 1355 BGB besagt, dass die Ehepartner den Ehenamen durch Erklärung gegenüber dem Standesamt festlegen können. Dies kann der Geburtsname oder der bis dahin geführte Name der Frau oder des Mannes sein.

An sich soll die Namensentscheidung bei der Eheschließung stattfinden. Entscheidet sich das Paar erst später, muss ein Notar die gemeinsame Erklärung der Namenswahl beglaubigen. Der Ehepartner, dessen Name nicht zum gemeinsamen Namen wird, kann dem Ehenamen seinen Geburtsnamen oder seinen zuvor geführten Namen voranstellen oder anfügen.

Der verhandelte Fall: Ein Ehepaar in Sachsen-Anhalt hatte 2012 standesamtlich geheiratet. Einen gemeinsamen Ehenamen bestimmten die beiden frisch Verheirateten zunächst nicht. Das Standesamt führte sie im Eheregister unter ihren jeweiligen bisherigen Familiennamen.

Einige Monate später suchten sie einen Notar auf und ließen eine Erklärung beglaubigen, nach der sie beide einen gemeinsamen Namen mit dem Zusatz »von ...« führen wollten. Dabei handelte es sich um einen Namen aus der Familie der Frau. Sie beantragten beim Standesamt die Änderung der Heiratsurkunde und des Eheregisters. Das Standesamt lehnte das Begehren jedoch ab. Das Paar zog daraufhin vor Gericht.

Das Urteil: Das Gericht bestätigte die Ansicht des Standesamtes. Der neu gewählte Name sei weder der Geburtsname eines der Ehepartner noch sei er zur Zeit der Namenswahl von einem der beiden berechtigterweise geführt worden.

Dass die Ehefrau, welche neben der deutschen auch die britische Staatsbürgerschaft hatte, einen britischen Führerschein auf diesen Namen vorlegte, änderte nichts. Das Gericht betonte, dass auch bei einer nachträglichen Namenswahl die Einschränkungen des Bürgerlichen Gesetzbuches gelten. Auch einen noch so traditionellen oder gar adligen Familiennamen in der Verwandtschaft können Eheleute also nicht einfach übernehmen. D.A.S./nd

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